Abschied von Internatsleiterin Christiane Horstmann

Quirliges Treiben herrscht zur Zeit rund um Schloss Hagerhof, wo sich Jugendliche aus der ganzen Welt in Deutschlands größtem Basketballcamp treffen. Auch das Internat ist mit den jungen Sportlern und ihren Coaches belegt, bis im September unsere Schüler und Erzieher zurückkehren. Von zwei bedeutenden Frauen im Internat hieß es zum Ende des Schuljahres Abschied nehmen: die Erzieherin Christa Lorenz und Internatsleiterin Christiane Horstmann treten in den Ruhestand.

Einen bequemen Ledersessel hatten die Internatschüler Savanna und Nils als Hauptorganisatoren für Christiane Horstmann in die erste Reihe gestellt, damit diese sich drei Tage vor dem offiziellen Beginn ihres Ruhestands einmal richtig zurücklehnen konnte, während in Reden und Aufführungen ihre vierzigjährige Tätigkeit in der Schule gewürdigt wurde. Die letzten 20 Jahre verbrachte sie auf Schloss Hagerhof, elf Jahre – zusätzlich zu ihrer Lehrtätigkeit – als Internatsleiterin.

„An eine leitende Stellung hatte in meiner Kindheit keiner gedacht“, erzählte sie später am Abend. „Ich bin mit meinen Eltern und vier Brüdern, also wohlbehütet von fünf Vätern, aufgewachsen und war nach meinem Abitur 1971 die erste Frau in meiner Familie, die einer Erwerbstätigkeit nachging. Das Lehramt war kein Traumberuf für mich, eher eine Vernunftentscheidung, stellte sich aber hinterher als genau das Richtige heraus.“

Unsere Schulleiterin Frau Dr. Meisterjahn-Knebel lernte sie im Kollegium Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Bonn kennen und war froh, als ihr die Kollegin und Freundin 1997 nach Schloss Hagerhof folgte – in die „Montessori-Diaspora“. Schließlich ging es damals darum, eine weiterführende Schule nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik gestalten. Der Weg dorthin war nicht gerade geebnet, aber es gab „Raum für Visionen“.

Geschäftsführer Michael Laufer übertrug ihr schließlich die Leitung des Internats, denn auch dort sollte das Bildungskonzept Montessoris, die „Erfahrungsschule des sozialen Lebens“ Anwendung finden. So hielten vorbereitete Umgebung, Altersdurchmischung und demokratische Strukturen ihren Einzug im Internat. Christiane Horstmann war nicht nur dort Ansprechpartner für Schüler, Eltern und Erzieher, sondern gab ihre Erfahrungen auch in Montessori-Gremien weiter, leitete u.a. Ausbildungskurse für Montessori-Pädagogik an weiterführenden Schulen; viele Kollegen auf Schloss Hagerhof legten bei ihr das Montessori-Zertifikat ab. Für all diese Verdienste dankte ihr Michael Laufer auch im Namen der Gesellschafter und überreichte ihr mit den Worten „Die passt zu dir!“ eine kostbare Nachbildung einer Skulptur, die einst den Schlosspark zierte: die Muse Polyhymnia. Entsprechend musisch fiel der Abschied seitens der Kollegen aus. Mit der Hilfe von Musikschulleiter Gerhard Preuten hatten sie den letzten Musicalhit „Hinterm Horizont“ umgetextet und einstudiert: „Nach der Schule geht’s weiter“ – Christiane Horstmann stürmte die Bühne und sang begeistert mit.

Als erste des bewährten „Dreigestirns“ verlässt Christiane Horstmann nun das Leitungsteam von Schloss Hagerhof – nicht ohne zuvor die Nachfolge geregelt zu haben. Mit Yvonne Schmidt folgt ihr eine Frau, die das Internet bestens kennt, die sich schon seit Jahren als stellvertretende Internatsleiterin verdient gemacht und schließlich in einem aufwändigen Bewerbungsverfahren auch vor etlichen externen Konkurrenten als kompetenteste Bewerberin durchgesetzt hat.

„Sie haben immer hinter dem Team gestanden und hinter Schülern, die bereits alle aufgegeben haben“, resümierte Yvonne Schmidt dankbar und anerkennend.

Und auch die beiden Internatssprecher, die diese stimmige Feier in Eigenregie organisiert haben, fassten die Verdienste der scheidenden Internatsleiterin in ihren Worten zusammen: „Frau Horstmann, Sie haben für uns Schüler eine Revolution gestartet, haben sich immer dafür eingesetzt, dass wir so viele Entscheidungen selbst treffen und tragen konnten“, sagte Savanna, die gerade ihr Abitur abgelegt hat und nun auch das Internat verlassen hat. Nils fügte hinzu: „Sie haben uns in Ihrer positiven Art immer begeistern können. Viele Schüler würden nicht an dem Punkt stehen, an dem sie sich heute befinden, wären Sie nicht da gewesen.“

Zum Abschluss der Feier, bevor alle im Keller zu einem fantastischen sommerlichen Abendmenü vom Herd des Küchenmeisters Ralf Raakow eingeladen wurden, gab es dann noch jede Menge Geschenke, u.a. ein Autogramm von Maria Montessori, Erinnerungsalben, zwei unterhaltsame, von Schülern und Erziehern inszenierte Bühnenstücke (u.a. das „Montessori-Ründchen“, frei nach „Dinner for one“), und zum Schluss Bob Dylans Klassiker „Blowin‘ in the wind“, von drei Internatsschülerinnen a cappella vorgetragen.

Sichtlich berührt bedankte sich Christiane Horstmann, zuversichtlich nach vorne schauend: „Ich bin glücklich, weil diese Jugend Hoffnung macht.“

Niemals geht man so ganz – wir danken Christiane Horstmann von ganzem Herzen und wünschen ihr alles Gute für ihren neuen Lebensabschnitt. Im Herbst dürfen wir uns über ihr Abschiedsgeschenk freuen: ein seltenes Apfelbäumchen für unsere Streuobstwiese und einen jungen Magnolienbaum. Ebenso gelten unser herzlicher Dank und die besten Wünsche unserer beliebten, lebenserfahrenen Erzieherin Christa Lorenz.

Die neue Internatsleiterin Yvonne Schmidt stellen wir in den nächsten Wochen in einem Sommerinterview vor.

(Text: Martina Rohfleisch, Fotos: Martina Rohfleisch und Kelubia Ekoemeye)