Hornissen am Schloss Hagerhof – zu Unrecht verteufelte Tiere

Am Hintereingang zum Kunstraum haben sich Hornissen angesiedelt. Sofort wurden Stimmen laut, diese ‚lebensgefährlichen Biester‘ umgehend zu vernichten, daher möchten wir hier eine Lanze für diese faszinierenden Insekten aus der Familie der Wespen brechen.

Hornissen sind zwar mit ihrer Länge von über 3 cm und ihrem tiefen Brummen sehr imposante Tiere, aber sie sind weder besonders aggressiv noch besonders giftig. Natürlich können sie stechen, aber ihr Stich ist in etwa so schmerzhaft wie der einer normalen Wespe und nur dann gefährlich, wenn man eine seltene Allergie gegen Insektenstiche hat. Diese Personen wissen meist über diese Allergie Bescheid und führen ein entsprechendes Antiallergikum mit sich.

Hornissen sind auch nicht so lästig wie die Wespen, die im Herbst auf der Suche nach Süßem auf unseren Tisch kommen, denn Hornissen sind Jäger, die bevorzugt anderen Insekten, auch Wespen, nachstellen und an Pflaumenkuchen nur selten Interesse haben.

Sie leben wie die Bienen in Staaten von einigen hundert Individuen und haben auch eine Arbeitsteilung: Einige fliegen aus, um Beute zu jagen, andere versorgen die Brut und wieder andere verteidigen als Wächter das Nest.

Wie soll man sich also in der Nähe eines Hornissennests verhalten? Ganz normal und nicht hektisch. Man kann den Nesteingang gefahrlos betrachten, sollte sich aber nicht direkt davor stellen und schon gar nicht mit einem Gegenstand dagegen klopfen.

Warum sollten wir diese Tiere schützen? Da ist zunächst einmal das Naturschutzgesetz, welches den Hornissen, aber auch den Bienen und Hummeln, den höchsten Schutzstatus zubilligt. Weiterhin könnte man die Rote Liste der bedrohten Arten zu Rate ziehen: Nach einem dramatischen Bestandseinbruch in den 70er Jahren hat sich die Hornisse langsam wieder erholt. Vermutlich ist dies dem strengen Schutz und dem geringerem Einsatz von Insektengift zuzuschreiben.

Letztlich sollte uns das Leben jeder einheimischen Art wichtig und wertvoll sein. So berichten die Medien in diesem Sommer von einem dramatischen Rückgang der Insekten in Deutschland um über 80 % in den letzten 15 Jahren und mit ihnen natürlich auch von allen von ihnen abhängigen Tieren, ganz besonders natürlich den Vögeln. Als Hauptursache wird in diesem Zusammenhang die intensive Landwirtschaft genannt, die zur großflächigen ‚Ausräumung‘ ganzer Landstriche geführt hat.

So können wir froh sein, dass unser Schulgelände noch so reichhaltig strukturiert ist, dass wir das Glück haben, die Hornissen noch einige Wochen bei uns beobachten zu können, denn im Herbst stirbt jedes Hornissenvolk ab und nur die Königin überwintert.

(Text und Foto: Dr. Dirk Krämer)

Praktische Hinweise:

Falls sich eine Hornisse in ein Schulzimmer verirrt haben sollte, kann man am besten an der Fensterscheibe ein großes Glas über sie stülpen und ein Stück Pappe darunterschieben. Dies gelingt meistens ganz gut, da Hornissen sich recht träge bewegen und auch nicht so angriffslustig wie Wespen sind. Anschließend das Glas nach draußen bringen und die Pappe wegziehen.

Insektenstich-Allergiker sollten sich vorsichtshalber nicht in der unmittelbaren Nähe des Hornissennestes aufhalten und sich von den Tieren fernhalten.