„Exzellent“ – Facharbeit unseres Schülers Caspar Jung über Vögel gewinnt den 1. Platz des Dr.-Hans-Riegel-Fachpreises

Vögel in der Natur zu beobachten – das macht vielen Menschen Freude. So wundert es auch nicht, dass die vom NABU organisierten Vogelzählaktionen eine der größten wissenschaftlichen Mitmachaktionen Deutschlands ist. Im letzten Jahr haben 76.000 Vogelfreunde mitgemacht und Vögel in knapp 52.000 Gärten und Parks gezählt. 2020 findet die „Stunde der Gartenvögel“ am Muttertagswochenende vom 8. bis zum 10. Mai statt (siehe unten).

Die Zippammer, eine mittlerweile sehr selten gewordene, wärmeliebende Vogelart am Drachenfels

 

Einer der aktivsten und mittlerweile erfahrensten Vogelbeobachter der Region ist unser Schüler Caspar Jung. Nachdem er bereits als Zehntklässler das vielbeachtete Buch „Von der Amsel bis zum Zilpzalp. Die Vögel rund um Schloss Hagerhof in Bad Honnef“ verfasst hatte, legte er 2019 in der Oberstufe eine Facharbeit in Biologie über die Vogelwelt am Drachenfels vor.

Darin stellt Caspar die Ergebnisse seiner Brutvogelbeobachtungen am Drachenfels, dem ältesten Naturschutzgebiet Deutschlands vor. In sieben Morgen- und drei Abendbegehungen erfasste er 34 Brutvogelarten in mindestens 173 Revieren.

Drei von ihnen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel in NRW: Girlitz, Bluthänfling und die besonders seltene Zippammer. Mit dem Wanderfalken, dem Waldkauz und dem Mittelspecht konnte er drei weitere seltene und somit „planungsrelevante“ Arten als Brutvogel identifizieren.

Girlitz

Allerdings ist der Bestand der wärmeliebenden Vögel durch den intensiven Weinbau, das Verbuschen ungenutzter Flächen und die touristische Bedeutung des Drachenfelses gefährdet. Um die ökologische Bedeutung des 15 ha großen Areals zu erhalten, schlug Caspar sehr konkrete Naturschutzmaßnahmen vor. Dazu gehören die Reduktion des Einsatzes von Herbiziden und Fungiziden, der Ersatz von Insektiziden durch Pheromone, naturbelassene Weinbergsbereiche als Rückzugsräume, eine schonendere Bodenpflege, eine Reduzierung von Stickstoff-Düngungen, die Anlage von Strukturelementen wie blütenreichen Wegrainen, unverfugten Trockenmauern, Gebüsch und Einzelbäumen sowie eine Freistellung und Offenhaltung der aufgelassenen Weinbergsareale.

Bluthänfling

All diese Vorschläge seien übrigens an dieser Stelle allen Besitzern von landwirtschaftlichen Flächen, Gärten und Parks empfohlen, da solche Maßnahmen dem Artenschutz dienen.

Die wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Brutvogelkartierung in den Weinbergen am Drachenfels und Diskussion möglicher Naturschutzmaßnahmen“ begeisterte nicht nur seinen Biologie-Lehrer Achim Harting. Dieser ermunterte ihn, die Facharbeit bei der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zum Wettbewerb um den Dr.-Hans-Riegel-Fachpreis einzureichen, mit dem junge Forscher gefördert werden. Die Kommission wertete die Arbeit „auf universitärem Niveau“ einstimmig als beste des Jahres im Fach Biologie und verlieh ihm den Dr. Hans Riegel-Fachpreis.

Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und die Dr. Hans Riegel-Stiftung verleihen Caspar Jung den Dr. Hans Riegel-Fachpreis für Biologie (1. Platz) für die Facharbeit mit dem Titel „Brutvogelkartierung in den Weinbergen am Drachenfels und Diskussion möglicher Naturschutzmaßnahmen“ angefertigt am Gymnasium Schloss Hagerhof, Bad Honnef (Foto: Volker Lannert)

Wir gratulieren Caspar ganz herzlich zu dieser herausragenden Leistung! Gleichzeitig ermuntern wir alle kleinen und großen Vogelfreunde, an der großen Mitmach-Aktion des NABU am Muttertagswochenende teilzunehmen.

Das Beobachten lernen – die Stunde der Gartenvögel

Vögel reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihrer Umwelt. Deshalb hat Ihre Mithilfe bei der „Stunde der Gartenvögel“ eine große Bedeutung. Die Arbeit des NABU ist von regelmäßigen, möglichst flächendeckenden Meldungen aus der Bevölkerung abhängig. So wurde bereits der Begriff der „Bürgerwissenschaft“ geprägt.

Schon mal zum Vormerken eine weitere Mitmach-Zähl-Aktion des NABU: Der Insektensommer 2020 findet vom 29. Mai bis 7. Juni und vom 31. Juli bis 9. August statt.

(Martina Rohfleisch)

Aus der Laudatio

1. Platz – Caspar Jung, Gymnasium Schloss Hagerhot Bad Honnef

„Brutvogelkartierung in den Weinbergen am Drachenfels und Diskussion möglicher Naturschutzmaßnahmen“

(Fachlehrer: Herr Harting)

Biodiversitätsverlust ist allgegenwärtig und ist nicht zuletzt durch die (zu Recht) medienwirksam geführte Diskussion um die Ursachen des Insektensterbens auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Durch kleine Maßnahmen wie die Schaffung von Lebensräumen im heimischen Garten, den Verzicht auf Pestizide in ebendiesem und ein bewusstes Konsumverhalten kann jeder von uns schon einen Unterschied machen. Was aber darüberhinaus und neben größeren politischen Maßnahmen, unabdingbar ist, ist die regelmäßige Dokumentation von Arten in ihren natürlichen Lebensräumen. Dies dient zum einen dazu, die Bedürfnisse der Arten besser zu verstehen, zum anderen aber auch dazu zu verstehen, wodurch und wann sich Artenzusammensetzungen verändern. Hierzu braucht es Artenkenner. Caspar Jung ist ein solcher, und leistet mit seiner Facharbeit einen sehr wichtigen Beitrag. In dieser präsentiert er nicht nur eine umfangreiche Kartierung der Brutvögel in den Weinbergen am Drachenfels, deren Ergebnisse er auf einer Expertenplattform zur Verfügung stellt, sondern diskutiert differenziert die Habitatscharakteristika des Untersuchungsgebiets insbesondere in Bezug auf das Vorkommen und die Verbreitung weinbergstypischer Vogelarten. Darüberhinaus schlägt er unterschiedliche Naturschutzmaßnahmen vor, die, sollten sie umgesetzt werden, die Avifauna am Drachenfels erhalten, wenn nicht erweitern würden.

Alle drei Gutachter der Biologie haben Caspar Jung unabhängig voneinander, übereinstimmend für den ersten Platz ausgewählt da seine Arbeit nicht nur ein sehr aktuelles Thema behandelt, sondern vor allem durch die sehr umfangreich und differenziert geführte Diskussion und nicht zuletzt durch die exzellente Artenkenntnis des Verfassers heraussticht.