Biologische Station hilft beim Erhalt alter Apfelsorten

Sie heißen Rheinischer Krummstiel, Zuccalmaglios Renette oder Bohnapfel – selten gewordene, alte Apfelsorten, die der Hagerhof seit einigen Jahre auf den eigenen Streuobstwiesen wieder kultiviert. In einer erneuten Aktion zeigte Diplom-Biologin Xenia Scherz den Schüler:innen der 6b, wie der Vorgang der Veredelung (traditionelle Form der Vermehrung) funktioniert. Dr. Dirk Krämer war dabei:

Wunderschöne Apfelblüte unserer neuen, alten Sorten.

Unsere Obstwiese liegt rechts von der Privatstraße zur Schule entlang des Bad Honnefer Grabens und wurde schon vor zehn Jahren von Schüler:innen angelegt. Die Idee war, nur alte, robuste Sorten aus der Region auszuwählen, die keinerlei chemischen Pflanzenschutz benötigen, um so dem schwindenden Verlust an Sortenvielfalt entgegenzuwirken. Dabei wurden bevorzugt Hoch- und Halbstammbäume ausgesucht, die zu langlebigen und großen Bäumen heranwachsen werden, so dass eine artenreiche Wiese entstehen kann, auf der viele Blumen, Insekten und auch Vögel ihr Auskommen haben.

Sie heißen Rheinischer Krummstiel, Zuccalmaglios Renette oder Bohnapfel – diese selten gewordenen alten Apfelsorten, die auf der schuleigenen Streuobstwiese wachsen und gedeihen – und jede hat ihren eigenen Charakter, Geschmack und Verwendung.

Streuobstwiesen zählen zu den meistgefährdeten Biotopen Mitteleuropas. Nachdem in den letzten Jahrzehnten zahlreiche dieser „Hotspots der Biodiversität“ der Säge zum Opfer gefallen sind – es gab bisweilen sogar EU-Prämien für jeden gefällten Baum – hat sich die Wertschätzung inzwischen sehr erhöht.

Biologin Xenia Scherz zeigt den Schülern, wie Apfelbäume veredelt werden.

Auch die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis kämpft seit Jahren um den Erhalt der genetischen Vielfalt alter Kultursorten, die zum Teil jahrhundertelang an den Hängen des Siebengebirges kultiviert wurden und nun kaum noch zu finden sind. Oft zeigen diese regionalen Früchte höhere Resistenzen gegen Krankheiten und Pilzbefall und stellen so ein unverzichtbares Gen-Reservoir für die Pflanzenzucht dar, ganz zu schweigen von ihren Geschmacksqualitäten.

So kam es nun zu einer konzertierten Aktion auf unserer Wiese: Diplom-Biologin Xenia Scherz kam zu uns mit Reisern (abgeschnittene Triebe) vom Weißen Winterglockenapfel und von der Ananasrenette, zwei altbewährte Apfelsorten für unsere Gegend, die in unserer Sammlung noch fehlen, um sie gemeinsam mit den Schüler:innen der 6b auf eine geeignete Unterlage zu pfropfen. Diese alte Technik der Veredelung ist tatsächlich nötig, um Obstbäume zu erhalten, denn sie sind nicht kernecht, das heißt aus den Kernen können nicht die gleichen Sorten entstehen.

Ziel der Aktion ist es, alte Apfelsorten auf unserer Streuobstwiese zu kultivieren.

Zunächst wird bei einem jungen Bäumchen durch einen schrägen Schnitt mit einem Spezialmesser die Spitze gekappt. Auch die im Winter geernteten Reiser der zu erhaltenen Sorte werden im gleichen Winkel angeschnitten und mit einem Veredelungsband passgenau auf die frischen Schnittstellen gebunden. Zum Schluss wird die Kontaktstelle, an der die Zweige anwachsen sollen, mit Baumwachs versiegelt. Bei der zweiten Pfropfung zeigte Xenia Scherz uns eine alternative Technik: Ein Reiser wurde von zwei Seiten spitz zugeschnitten und in einen Spalt der Unterlage gepresst, das Ganze dann sorgsam umwunden.

Die Jugendlichen verfolgten mit Spannung die komplizierten Prozeduren und erfuhren von der Biologin nebenbei viel Wissenswertes über die Bedeutung des Streuobstes. Um die Erfahrung auch anderen zugänglich zu machen, hielten sie die einzelnen Arbeitsschritte auf Fotos und Video fest.

In Zukunft planen wir, auch dem Aegidienberger Seidenhemdchen auf unserer Wiese eine neue Heimat zu geben. Von dieser früher hier recht verbreiteten Lokalsorte gibt es genau noch einen (!) Altbaum, es ist also höchste Zeit, ihn zu vermehren, um seine Gene für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.

Text: Dirk Krämer, Fotos: Martina Rohfleisch