Hagerhof goes Broadway – ein fulminantes Konzert in der Turnhalle

Am vergangenen Wochenende war es endlich so weit: Die Musik- und Musicalschule an Schloss Hagerhof präsentierte sich beim großen Sommerkonzert in der Turnhalle. Unter dem Titel „Hagerhof goes Broadway“ gaben 60 talentierte Musiker:innen der Klassen 5 bis 11 eine abwechslungsreiche Musikrevue zum Besten, die das Publikum mehr als zweieinhalb Stunden in ihren Bann zog.

Marie-Dorothea Wählt-Beste.

Jürgen Roth.

Die Eröffnung gab mit einer kraftvollen Darbietung von „Hollywood“ (von Michael Bublè) die Richtung des Abends vor: Begleitet von Bigband und Orchester zeigte die Solistin Toni Gutermuth, unterstützt von der Vokalgruppe „The Broadway Singers“, dass nun Zeit für die ganz großen Gefühle und „Showbusiness at it`s best“ angebrochen ist. Die Zuschauer:innen wurden sofort von der beeindruckenden musikalischen Darbietung und der charismatischen Bühnenpräsenz mitgerissen.

Es folgte ein Auftritt des Jungen Vokalensembles, das mit einer bezaubernden Interpretation von „When I grow up“ aus dem Musical „Matilda“ das Publikum begeisterte. Die harmonischen Gesangseinlagen zeugten von großem Talent und Hingabe. Anschließend betrat Olivia Schmitt die Bühne und beeindruckte die Gäste mit einer gefühlvollen Performance des Klassikers „Feelings“ von Barry Harris und John Bock, am Klavier begleitet von Leonard Hüster, der akkurat und mit viel Finesse den Klavierpart hinzauberte. Ein Glücksfall für die Musik- und Musicalschule, dass er ab dem kommenden Schuljahr das Team als Klavier-Dozent erweitert.

Das Orchester brillierte mit einer eindrucksvollen Interpretation des Preludes aus „Les Misérables“ von Claude-Michel Schönberg, bei der sicht- und hörbar wurde, dass wahre Größe nicht von der Anzahl der Mitglieder abhängt: Der immense Fortschritt in Bezug auf Musikalität, Zusammenspiel und Repertoire in diesem Schuljahr, zeigt das außergewöhnliche Talent und die Hingabe der jungen Musiker:innen. Olivia Schmitt sorgte mit „On my own“ aus derselben Musicalproduktion dann für einen ersten Gänsehautmoment.

Olivia Schmitt (li.) und Celina Klix.

Fabian Foidl (li.) und Julian Drescher.

Toni Gutermuth (li.) und Marie Penin.

 

Die Bigband und die Broadway Singers zusammen mit Solistin Celina Klix sorgten anschließend mit energiegeladenen Darbietungen von „A Night like this“ (C. Emerald) und „Money, Money, Money“ (Abba) für heiße Rhythmen. Bei letzterem Werk gaben die jüngsten Mitglieder der Gesangsklasse von Dorothea Wählt-Beste, Fabian Foidl und Julian Drescher ihr umjubeltes Bühnen-Debüt, bevor Olivia Schmitt und Toni Gutermuth mit ihrem szenisch vorgetragenen Duett „Was fühl ich in mir“ aus dem Musical „Wicked“ von Stephen Schwartz das Publikum als Elphaba und Galinda betörten.

Die folgenden zwei Stücke bildeten die emotionalen Pole des Abends: während „Happy“ von Pharell Williams eine mitreißende Bigbandversion beinhaltete, die den ganzen Saal zum Kochen brachte, sorgte Toni Gutermuth mit ihrer Interpretation von „Gold von den Sternen“ aus dem Musical „Mozart“ wiederholt für Momente, die unter die Haut gingen und das Publikum zu Tränen rührte: „ Am Rand der Welt fällt Gold von den Sternen und wer es findet, erreicht, was unerreichbar war. Sein heißt werden, Leben heißt lernen. Wenn du das Gold von den Sternen suchst, musst du allein hinaus in die Gefahr! Lieben heißt manchmal loslassen können…“

Julian Drescher

Fabian Foidl

Besonders bemerkenswert war hierbei, dass die Stücke mit Gesang und Orchester ohne die Leitung von Natalia Kazakova aufgeführt wurden. Aufgrund der Notwendigkeit, den Klavierpart zu übernehmen, befand sich diese nämlich weit entfernt vom Orchester, wodurch ein direkter Blickkontakt unmöglich war. Trotz dieser Herausforderungen gelang es dem Streichorchester, eine wunderbare Harmonie im Zusammenspiel und eine herausragende musikalische Gestaltung zu präsentieren.

Marie und Charlotte Meißner.

Der erste Teil endete dann „mit ganz großem Kino“: Amy Winehouse`“Back to Black“, als wunderbares Vokalduett von Olivia Schmitt und Toni Gutermuth sowie Adeles Oscar prämierten Bondsong „Skyfall“, interpretiert von Celina Klix. Beide Werke begleiteten Orchester und die Bigband und sorgten somit für den richtigen „Hollywood“- Klangkörper.

In der Pause versorgte die Q1 das Konzertpublikum mit frischen Brezeln, kalten Getränken und Börek, die Ralf Rackow und sein Küchenteam frisch zubereiteten – eine kleine Aufbesserung für die Abi-Kasse.

Die zweite Hälfte des Konzerts begann mit der dynamischen Performance des „Jazz Messengers“- Klassikers „Moanin`“, der raue Gospelklänge aus der Bigband hervorlockte. Als Solist:innen stachen hier Jakob  Weyland (Trompete), Gerhard Halene (Posaune) und Anna Michels (Altsaxofon) hervor. Olivia Schmitt und Marie Penin präsentierten anschließend eine von Alexander Findeisen einstudierte eindrucksvolle Hip-Hop Tanz-Choreographie des Songs „Alexander Hamilton“ aus dem gleichnamigen Musical. Zu dem Angebot der Musik- und Musicalschule gehören ja – neben den Instrumental- und Vokalfächern, auch Tanz und Schauspiel. „Live out loud“ von Andrew Lippa und Brian Crawley, interpretiert von Toni Gutermuth und wiederum begleitet von Leonard Hüster am Klavier transportierte eine klare Botschaft, die nicht passender für eine Aufführung hätte sein können, die zwar auf höchstem Niveau stattfand, bei der jedoch alle Protagonist:innen noch Schüler:innen sind: „Sei Du-Selbst, egal was die anderen auch denken!“

Haocun Lai

Tim Sahler, Jan Alfter, Paulina Weber und Haocun Lai (v.li).

Julia Mazur, Till Schmidt, Tim Sahler und Jan Alfter (v.li).

Die Bigband  begab sich dann mit der mitreißenden Interpretation des „Soul Bossa Nova“ in die Welt des Latin-Jazz. Quincy Jones, der spätere Produzent der ersten Michael Jackson Soloalben, komponierte das Stück 1962. Bekanntheit erlangte es später u.a. als WM-Song der WM 98 oder mit dem Film „Austin Powers“.  Anschließend begeisterten das Orchester und die Sänger:innen der Musicalschule mit der Ballade „Dream With Me“. Olivia Schmitt berührte die Zuschauer erneut mit ihrer Darbietung von „Who Am I“ von Ogden Nash und Kurt Weill.

Anna Michels, Lara Mittler, Timo Caspari und Max Richter (v.li.).

Jan Alfter, Fabian Bischoff, Anna Michels und Timo Caspari (v.li.).

Die „La-La-Land-Suite“ von Justin Hurwitz, dargeboten vom Orchester, entführte das Publikum mit den bekannten Melodien aus dem Film in eine ganz andere Welt. Das Streichorchester mit nur 15 Mitgliedern, dessen jüngste Talente gerade erst die Grundschule hinter sich gelassen haben und dessen älteste Mitglieder die 10. und 11. Klassen besuchen, hat in diesem Schuljahr eine unglaubliche Entwicklung in Bezug auf Gruppenqualität gezeigt, bei dem die musikalische Reife, das harmonische Zusammenspiel und der vielfältige Repertoire-Aufbau deutlich zum Ausdruck kamen.

Sarah Bloch, Carla Wierges und Aleksey Steinbach (v.li.).

Emma Kirchberg (li.) und Esther Weckbecker.

Schulleiter Dr. Sven Neufert erklärte, dass die Phrase „La-La Land“ im anglo-amerikanischen Slang für den mentalen Zustand einer Person stünde, die nicht sicher ist, ob das, was gerade passiert Realität oder Traum sei. Deshalb stünde dieses Stück auch programmatisch für den Abend, da nach der Corona-Zeit doch alle einen großen Nachholbedarf nach live dargebotenen Klangwelten hätten, die einen Abend lang in Traumwelten entführten.

 

Die Bigband und „The Broadway Singers“ schlossen mit einer emotionalen Performance des Klassikers „Killing me softly“ an, der erst in der „Cover-Version“ von Roberta Flack 1973 zu Weltruhm erlangte. Diese hörte das ein Jahr zuvor aufgenommene Stück auf einem Flug von Los Angeles nach New York – also genau jener Route des roten Fades, den die jungen Künstler:innen der Musik- und Musicalschule Schloss Hagerhof an diesem Abend mit den Stücken aus  „Hollywood“ (Los Angeles) und dem „Broadway“ (New York) spannten! Einen kurzen Ausflug in die jamaikanische Musikwelt bildete die mitreißende Darbietung von „Roots to grow“ von Stefanie Heinzmann, bei der die Bigband und Celina Klix auf der Bühne zusammenkamen, bevor die „Jazz Police“ den Raum betrat. Das gleichnamige Bigband-Rock-Stück von Gordon Goodwin, welches rhythmisch sehr vertrackt und komplex für die Bläser:innen ist, bot Anna Michels  am Alt-  und Fabian Bischoff am Tenorsaxofon Raum, für ihre wundervolle Improvisation.

Mauricia Silva Saavedra, Anna Fallegger und Finn Öztüfekci (v.li).

Das Konzert endete mit einem großen Finale aller jungen Talente dieses Abends: das weltbekannte „Moon River“ von Henry Mancini und Johnny Mercer wurde von Jürgen Roth hierfür extra für Bigband, Orchester, Junges Vokalensemble und die Broadway Singers arrangiert.

In dem langanhaltenden Schluss-Applaus des ausverkauften „Hagerhof- Broadway-Theaters“ mischten sich vielfältiger Dankesworte. Die jungen Moderatorinnen, die die Show absolut souverän, charmant  und professionell leiteten – und daneben ja noch für eine Vielzahl der musikalischen Glanzlichter selbst verantwortlich waren-, Olivia Schmitt aus der 10 EF und Toni Gutermuth aus der Jahrgangsstufe 11, fanden hierfür berührende Worte für die vier verantwortlichen Ensembleleiter:innen Dorothea Wählt- Beste (Leiterin der Musicalschule und der Chöre), Natalia Kazakova (Orchester), Thomas Heck und Jürgen Roth (Leiter der Musikschule und der Bigband). So ein Abend kann nicht einfach so entstehen, sondern wir Schüler:innen brauchen Menschen, die das Ganze organisieren, die uns dafür schulen und für uns da sind und uns unterstützen!“ so Olivia Schmitt, während Toni Gutermuth einwarf, dass sich keine/r der Schüler:innen etwas Schöneres vorstellen könne, als so eine glanzvolle Bühne geboten zu bekommen. Besonders wurde das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen auf Augenhöhe hervorgehoben, da letztere immer auch ein offenes Ohr für die Sorge und Nöten ihrer jungen Elev:innen hätten und diese in viele wichtigen Entscheidungen miteinbezögen.

Johanna von Bargen, Yael Wolter, Johanna Mielke, Carolin Scheffler und Thomas Heck (v.li.).

Auf der technischen Seite sorgte das Schüler-Team um Daniel Hambuch für professionelle Licht- und Tonbedingungen: Jason Vögeli (Q1) am großen Mischpult, Lukas Bredthauer (10c) für die Live-Einblendungen, die auf der Leinwand hinter der Bühne für ein stimmungsvolles Ambiente sorgten, Malte Muster am Video-Mischpult sowie Max Gutermuth (beide 8c) an der Aufnahme-Kamera bewiesen professionelles Know-How; Martin Lehnert als Fotograf komplettierte das engagierte „Team dahinter“.

Lara Mittler, Natalia Kazakova, Nedeshda Schmid und Toni Gutermuth (v.li.).

„Hagerhof goes Broadway“ entführte das Publikum somit nicht nur einen Abend lang in (musikalische) Traumwelten voller musikalischer Höhepunkte, sondern war auch ein kleiner Einblick in das Konzept des neuen Leitungsteams aus Dorothea Wählt-Beste (Musicalschule) und Jürgen Roth (Musikschule), welches vorsieht, möglichst viele Kinder und Jugendliche für die Musik zu begeistern und bei Produktionen einzubinden. Die talentierten Schüler:innen der Musik- und Musicalschule an Schloss Hagerhof zeigten hierbei ihr außergewöhnliches Talent und ihre große Leidenschaft für die Bühne. Die Veranstaltung wurde von den zahlreichen Zuschauern (darunter auch der Familie Solzbacher, dem Team der  „Help Force Bad Honnef“ um Michael Klingenthal und dem Landtagsabgeordneten Jonathan Grunwald) als gelungene Darbietung verschiedener Musikgenres, von Klassik über Musical zu Pop und Jazz, und als beeindruckendes Zeugnis für das hohe Niveau der Ausbildung an der Schule wahrgenommen.

Der Gesamterlös war einem guten Zweck bestimmt: wie schon beim Hagerhof-Weihnachtskonzert kommt er der „Help Force Bad Honnef“ zugute, die ehrenamtlich Hilfstransport für die Ukraine organisiert.

Text und Fotos: Schloss Hagerhof