Mai 2016: Der Trauerschnäpper am Schloss Hagerhof

Am elften April dieses Jahr entdeckte ich am Hagerhof einen wunderbaren Vogel, den Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca).Trauerschnäpper

Der Trauerschnäpper ist ein häufiger Brut- und Sommervogel in Deutschland. Er ist kontrastreich gefärbt, das Federkleid des Weibchens ist schlichter als das des Männchens. Die skandinavische Unterart, die in Skandinavien, den Alpen, Südeuropa und Großbritannien brütet, ist noch kontrastreicher als die hiesige Unterart.

Trauerschnäpper warten von Ansitzen aus auf vorbeifliegende Insekten. Wenn ein Insekt vorbeifliegt, fliegt der grasmückengroße Vogel zum Insekt, erbeutet es und fliegt zum nächsten Ansitz.

Das Männchen singt „tsi writsü writsü writsü tsu tsu tjü-wi tjü-wi“, was fantasievolle Menschen mit „Spaghetti Spaghetti mit Zwiiiiiiebeln“ übersetzen.

Trauerschnäpper brüten v.a. in Laubwäldern mit genügend Höhlen zum Brüten. Doch wenn die Trauerschnäpper im April aus Afrika wiederkommen, sind die meisten Höhlen schon besetzt. Deshalb finden die Trauerschnäpper viel zu wenige Nistmöglichkeiten. Am Schloss Hagerhof fand sich bald zusätzlich zum Männchen ein Weibchen ein und das Paar bezog einen Nistkasten. 95 % der mitteleuropäischen Trauerschnäpper brüten in Nistkästen. Man kann die Trauerschnäpper schützen, indem man ein Überangebot an Kohlmeisennistkästen aufhängt. Dann kann schnell eine hohe Population entstehen.

Im Jahr 1973 brüteten an der Ostflanke des Ölbergs auf einer Fläche von 5 Hektar und 250 Nistkästen 10 Trauerschnäpperpaare, zwei Jahre später waren es bereits 13 Paare. Am Oberrhein gab es damals Stellen, wo 10 Brutpaare pro Hektar brüteten. In unserem Gebiet brüteten damals 1.300 Brutpaare, 20 Jahre später fand man nur 250 Brutpaare. Von 2005–2009 wurden 4.800–8.000 Reviere in NRW erfasst.

Im Rheinland lebten Anfang des 20. Jahrhunderts Trauerschnäpper nur in den Mittelsgebirgsregionen, durch Nistkästen nahm der Bestand zu, doch seit den 1990ern hat der Bestand in NRW um die Hälfte abgenommen.

Trauerschnäpper legen einmal im Jahr 3–9 Eier, die Brutdauer beträgt 12–17 Tage, nach 13–17 Tagen sind die Trauerschnäpper flügge, die Männchen haben oft zwei Weibchen gleichzeitig.

Trauerschnäpper sind durch Nahrungsmangel, dem Verlust von Altholzbeständen und durch intensive Landwirtschaft gefährdet. Schützen kann man den tollen Vogel wie oben gesagt v.a. durch ein Überangebot von Nistkästen.

Die Brut von Schloss Hagerhof ist leider doch nicht erfolgreich verlaufen: Nach neuntägigem Aufenthalt flog das Paar gegen eine Fensterscheibe und das Männchen war tot. Fensterscheiben sind die häufigste Todesursache von Vögeln.

(Caspar Jung, Klasse 8a)