Schülerbeitrag: If the whole world was blind, how many people would you impress?

Wissen Sie noch, was Ihnen in der Zeit zwischen den Jahren durch den Kopf gegangen ist? Haben Sie gute Vorsätze gefasst, vielleicht überlegt, was Ihnen wichtig ist im Leben? Auf der Wand eines stillen Örtchen auf Schloss Hagerhof ist ein Spruch gekritzelt: „How many people would you impress, if world would be blind?“ Jeden Englischlehrer könnte die Häufung der grammatischen Fehler in diesem kurzen Satz zur Verzweiflung bringen („if und would, Satz kaputt“), unsere Schülerin Anna Weichelt aus der Medien-AG brachte er zum Nachdenken.

„If the whole world was blind, how many people would you impress?“

Seit ich diesen Spruch gelesen habe, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe keine Ahnung, ob die Person, die ihn an die Wand geschrieben hat, ähnlich denkt wie ich, ob ihr langweilig war oder ob sie es einfach nur nötig fand, irgendwelche Sprüche, die ihre Ansichten noch nicht einmal widerspiegeln, an die Wand zu schreiben. Ich finde aber, der Spruch beschreibt unsere gesellschaftliche Situation ziemlich gut.

Als ich noch kleiner war, fand ich das Thema Rassismus und generell das Aussehen anderer nicht so interessant. Als ich aber älter wurde, ist mir etwas aufgefallen: Die anderen Mädchen meiner Klasse schienen extrem auf ihr Äußeres zu achten. Ich achte auch darauf, dass meine Kleidung zusammenpasst, ich nicht stinke und dass meine Haare halbwegs ordentlich sind. Aber ich bin trotzdem anders. Die anderen fingen an sich zu schminken, sich mit neuen Modetrends auseinanderzusetzen. Ich habe probiert, mich damit auseinanderzusetzen und bin kläglich gescheitert. Ich verstehe nicht, was so toll an Tierprints sein soll, weiß nicht, was ein Primer ist, aber: Ich bin glücklich damit. Das bin ich. Ich finde mich auf meine Weise schön. Ich weiß, dass ich meine Makel habe, ich weiß, dass es schönere Menschen als mich gibt, aber manche Leute, denen ich in meinem Leben begegnet bin, waren äußerlich schön, aber innerlich ein totales Wrack. Der Drang anderen zu gefallen, zerstört etwas in einem Menschen selbst.

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die mit Mode sich selbst ausdrücken. Das tut jeder Mensch irgendwie. In meinem Kleidungsstil spiegelt sich wider, dass ich mehr Wert auf Inneres lege statt auf Äußeres. Aber – das bin ich.

Wer sagt, dass Menschen mit anderen Hautfarben oder Religionen wertlos sind? Wer stellt in Frage, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten, nein, müssen? Warum behandeln so viele Leute ihresgleichen schlecht? Andere Kulturen und Menschen sind uns fremd. Wir haben Angst vor dem Neuen, Angst davor, unser Weltbild zu zerstören. Fürchten, dass wir selbst von ihnen gefährdet sind.

Andere Menschen sind anders. Aber das sind wir doch alle. Anders hat viele Bedeutungen. Sei es eine andere Sprache, eine andere Kultur, eine andere Weltanschauung. Würde uns ein Mensch mit einer dunklen Hautfarbe nicht auch komisch anschauen? Würde sich ein Mensch einer anderen Religion nicht auch fragen, was uns in der Kirche beigebracht wird, fragen, warum wir anders sind. Sie sehen sich selbst als ganz normal.

Wieso dieser Hass? Dieser Hass, den manche Menschen verspüren, wenn sie jemanden sehen, der nicht in ihr Weltbild passt. Sie sind genauso wie du und ich. Anders, aber doch gleich. Alle dort draußen können auf die Frage, wieso sie anders sind, sagen: Das bin ich.

Das bin ich. Ein Satz, der vieles ausdrücken kann. Der Emotionen, Gefühle, Gedanken widerspiegelt. Jeder ist anders. Diese drei Wörter bedeuten für jeden etwas anderes und doch etwas gleiches. Er kann bedeuten, dass man zu sich selbst steht. Dass man verrückt ist, freundlich, naiv. Drei Wörter, die alle Menschen beschreiben, auf ihre eigene Weise.

Und wenn die Welt, die Menschen, blind wären, wie viele Leute würdest du beeindrucken?

Anna Weichelt, 8. Klasse, Medien-AG

Hintergrundinfo: Die Frage „If the whole world was blind, how many people would you impress?“ geht auf Boonaa Mohammed zurück, einem kanadischen Schriftsteller, dessen Eltern als politisch verfolgte Angehörige der Oromo-Volksgruppe aus Äthiopien geflohen waren.

Hier sehen Sie das Originalbild zu dem Text. Wie Sie sehen, sind in diesem Satz einige grammatikalische Fehler. Das liegt wahrscheinlich daran, dass dies eine Kritzelei an einer Wand ist.

Nicholas Achenbach, Carlotta Steiner