Ein Planspiel – Gymnasium Schloss Hagerhof engagiert sich für mehr Humanität

„Wie können wir uns für mehr Menschlichkeit einsetzen?“ Mit dieser Frage haben sich jetzt etwa 40 Schüler:innen unseres Gymnasiums im Rahmen einer Kampagne des Jugendrotkreuz des DRK beschäftigt. Dafür nahmen sie in unseren Räumen an einem zweitägigen Planspiel teil. Ziel der Kampagne ist es, den Jugendlichen die Ziele des Humanitären Völkerrechts zu vermitteln und sie dabei zu unterstützen, Solidarität mit Schwächeren auszuüben.

Jugendliche üben Konfliklösungen in einem Planspiel und präsentieren sich auf einer imaginären Pressekonferenz. Von links: Laura, Julius und Emil.

Wir wollen erreichen, dass sich unsere Schüler:innen stärker mit humanitären Ideen, auch was die Probleme der Umsetzung auf global-politischer Ebene anbetrifft, auseinandersetzen. Dafür ist es wichtig zu lernen, sich in andere hineinzuversetzen und Situationen nicht nur aus der eigenen Perspektive zu betrachten. Zudem lassen sich anhand des Planspiels spielerisch Kenntnisse bezüglich des Humanitären Völkerrechts, der Konstruktion der UN und der Genfer Abkommen vermitteln und Einblicke in das Wesen der Diplomatie ermöglichen“, erläutert Joachim Harting, Lehrer für Philosophie und Biologie und Organisator des Planspiels.

In dem Spiel geht es um einen Konflikt zwischen den beiden fiktiven afrikanischen Ländern Malea und der Provinz Lufar. Die beiden Länder kämpfen seit mehreren Monaten darum, von den Öleinnahmen zu partizipieren. Ihre Armeen sind auf jeweils rund 300.000 Soldat:innen angewachsen, immer häufiger werden auch Kindersoldat:innen an die Front geschickt. Als Folge des Krieges und einer Dürreperiode stehen beide Länder nach Einschätzung von internationalen Beobachter:innen am Rande einer humanitären Katastrophe.

Wer ist alles beteiligt? Ein Schaubild zum Planspiel.

Die Schüler:innen spielen Vertreter:innen beider Länder und übernehmen außerdem die Rollen von Nongi, eines durch Flüchtlingsströme betroffenen Nachbarstaates, des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, Bonin, eines kommunistischen asiatischen Staates mit wirtschaftlichen Interessen in Afrika, der Medien und vertreten die Position Deutschlands. Sie erhalten dazu Hintergrundinformationen (u.a. zum Humanitären Völkerrecht und zu den Genfer Konventionen), Spielanleitungen, Rollenbeschreibungen und Geheiminformationen für die Konfliktparteien. So ausgestattet, gilt es schließlich im Rahmen von Pressekonferenzen und Verhandlungen eine Lösung für die beiden Länder zu finden.

Und in dieser imaginären Pressekonferenz machten alle Delegiert:innen ihren Standpunkt deutlich: Das kommunistische Land Bonin (vertreten durch den „echten“ Michael) unterstützt Malea und will (Flüchtlings-)Kindern zu mehr Bildung verhelfen. Malea (Schüler Jacob) will den Bürgerkrieg beenden und zeigt sich offen für Verhandlungen. Das Land Nongi (Lasse) sieht sich in der Pflicht, den Einsatz von Kindersoldat:innen zu verbieten. Der große Gegenpart Lufar (Emil) kämpft um Gerechtigkeit bei der Ölgewinnung, während Deutschland (Julius) klar macht, dass es zwar helfen, aber niemals aktiv in den Konflikt eingreifen wird. So wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (Laura), das eine humanitäre Katastrophe verhindern möchte.

Von links nach rechts: Emil (Lufar), Annika (UN), Lasse (Nongi), Jacob (Malea) und Michael (Bonin).

Den großen und unparteiischen Überblick behält die Vertreterin der Vereinten Nationen (Annika), die auch die Spielleitung und Moderation übernimmt. Es ist fast wie im wahren Leben: einen Konsens zu finden, ist für alle Parteien nicht einfach. Mancher Standpunkt ist unüberbrückbar, der ein oder andere verhandelbar. Aber gerade diese Erkenntnis und das Ringen um mehr Humanität ist Sinn und Zweck dieses Planspiels.

Text: Joachim Harting, Fotos: Claudia Hennerkes