Seit 1989 mit Liebe und Leidenschaft am Hagerhof: Mariana Ilgauds-Preuten  

„Die menschliche Stimme ist ein Wunderinstrument, sie ist die Vertonung unserer Seele.“ Das sagt Mariana Ilgauds-Preuten. Sie muss es wissen, denn ihre Stimme, ihre Musikalität ist ihr Kapital und ihre Leidenschaft.

Musik als Sprache der Leidenschaft – diese Sprache spricht sie hier am Hagerhof seit mehr als 20 Jahren. Hier hat sie ihr Leben gelebt und geliebt – der frühere Kunstraum des Architekten Edwin Oppler ist ihr Epizentrum. Hier hat sie nicht nur ihr ganz eigenes Paradies, sondern ihre Lebensaufgabe gefunden: Seit dem Jahr 2000 leitete sie die Musicalschule am Schloss Hagerhof. Bis heute. Nun wird Mariana Ilgauds-Preuten zum Schuljahresende den Hagerhof verlassen.

Mariana Ilgauds-Preuten lebt für die Musik.

Dass sie ihr Weg einmal hierhin führen würde, damit hat sie selbst sicher am allerwenigsten gerechnet, denn die rumänische Opernsängerin blickt auf eine bewegte, nicht immer leichte Geschichte zurück. Bereits als Kind fiel ihre außergewöhnliche Stimme auf. Atem- und Sprechtechniktraining taten ein Weiteres. Nach dem Abitur bereitete sie sich auf das Studium für klassischen Gesang, Schauspiel und Tanz in Bukarest vor und bekam bereits im zweiten Studienjahr einen Vertrag am Musiktheater Galați.

Über all dem lag allerdings der Schatten des diktatorischen Systems Nicolae Ceaușescus in der sozialistischen Republik Rumänien. Märsche und Militärdrill, Unterdrückung und Spionage waren an der Tagesordnung. Als die junge Opernsängerin zu einem Mann aus dem Westen Freundschaft schloss, geriet sie in das Visier der Securitate, der Geheimpolizei des brutalen Regimes. Sie wurde zwangsexmatrikuliert und verlor damit die Grundlage ihres Lebens. Erst 1975 erhielt sie endlich den heiß ersehnten Pass für die Übersiedlung in den Westen.

1989 bot sich ihr die Chance, am Hagerhof zunächst als Erzieherin im Internat anzufangen. Schon in dieser Zeit studierte die Künstlerin parallel Musicals mit ihren Schüler:innen ein. Was zunächst als „Nebenerwerb“ begann entwickelte sich schnell zu einer ausgewachsenen Aufgabe. „Kinder und Jugendliche zu fördern, sie für die Bühne vorzubereiten“, ist für Mariana Ilgauds-Preuten ein großes Glück. Sie choreographierte ihr erstes Musical „Cats“, für das sie sogar die Kostüme und Masken selber machte.

Das Ehepaar Preuten mit ihren Schüler:innen auf der großen Musical-Bühne.

Bei „My fair Lady“, ihrem zweiten Musical, das sie für ihre Eleven 1992 adaptierte, wurde sie von ihrem späteren Ehemann und neuen Hagerhof-Musiklehrer, Gerhard Preuten, am Klavier begleitet. Der Beginn einer einzigartigen Zusammenarbeit. „Mein Mann stand immer mit Rat und Tat an meiner Seite und ist mir eine große Hilfe“, sagt sie. „Ein wunderbarer Partner und hundertprozentiger Musiker.“

Denn Gerhard Preuten baute nach und nach ein ganzes Musical-Orchester auf, das die Bühnenstücke bis heute begleitet. Seitdem gab es viele, viele Aufführungen, die wegen ihrer Professionalität auch in der Fachwelt großen Respekt erzeugten. „Das gibt es in ganz Europa kein zweites Mal“, sagt sie stolz. „Wir sind die einzige Internatsschule mit einer angegliederten, professionellen Musicalschule.“

Musical-Schüler:innen haben dem Ehepaar Preuten ein Album als Erinnerung an die gemeinsame Zeit gestaltet.

Das schafft man nur mit viel Fleiß und Disziplin. Eigenschaften, die sie von ihren Schützlingen, aber vor allen Dingen auch sich selbst abverlangt. Wie erfolgreich sie damit war, beweisen ehemalige Musical-Schüler:innen, die sich mittlerweile in der Künstlerwelt etabliert haben. Darsteller Florian Peters, Sophia Euskirchen und Helena Blöcker sind nur drei von ihnen.

In Zukunft wird sie die Musik natürlich nicht ad acta legen. Daneben möchte sie ein Buch schreiben – über ihre Erfahrungen junge Talente in Gesang, Tanz und Schauspiel zu fördern.

Musik ist eben Leidenschaft. Und die hat sie. Man sieht es am Blitzen in ihren Augen…

Text und Fotos: Claudia Hennerkes