Schloss Hagerhof in Zeiten von Corona – ein Resümee / Interview mit Schulleiter Dr. Sven Neufert / Schülererfahrungen

Gut drei Monate – und der Schulalltag hat sich stärker verändert als in den 30 Jahren zuvor. Kurz vor den Sommerferien ist es Zeit, einmal innezuhalten und Bilanz zu ziehen: Wie hat Schloss Hagerhof bisher die Corona-Krise gemeistert?

Rückblick: Am 5. März ist das Corona-Virus auch in unserer Region angekommen. Der erste Elternbrief informiert allgemein über das Vorgehen bei grippeähnlichen Symptomen. Etwa Woche später müssen wir bereits die landesweite Schließung der Schulen und unseres Internats ab dem 16. März ankündigen.

Übers Wochenende stellen wir für die folgende Zeit eine Notbetreuung für Kinder auf die Beine. Das Kollegium trifft sich am Montag zunächst im Freien, um in zwei Tagen das weitere Vorgehen zu besprechen und in einem Crashkurs den Umgang mit den wichtigsten Instrumenten des geplanten Online-Unterrichts wie Zoom (Videokonferenz) und One Drive (Cloudspeicher) einzuüben. Bereits ab Mittwoch erhalten unsere Schüler/innen digitale Arbeitspläne und -materialien – zur „digitalen Heimarbeit“.

Nun erweisen sich einmal mehr die Vorteile des temporeichen Digitalisierungsprozesses im letzten Schuljahr. Schloss Hagerhof gehört ja zu den bislang noch wenigen Schulen landesweit, die aufgrund eines überzeugenden Medienbildungskonzeptes bei der Anschaffung von Geräten und des Netzausbaus durch den Digitalpakt gefördert wurden. Seit einem Jahr nutzen unsere Schüler/innen täglich zum Beispiel ihr eigenes iPad als individuellen Lernbegleiter – allerdings im Ganztagsunterricht. Wie werden sie damit zu Hause zurechtkommen?

Die Tücken des Remote-Unterrichts zeigen sich alsbald. Insbesondere die schwachen Internetverbindungen ermöglichen nicht immer einen zufriedenstellenden Ablauf der Zoom-Meetings, und die jeweils sehr unterschiedliche Motivationslage der Kinder und Jugendlichen ebenfalls. Die Achtklässlerin Can schildert ihre Erfahrungen anschaulich: „An manchen Tagen habe ich mehr gemacht und an manchen weniger. Mal habe ich ein Zoom-Meeting verschlafen, oft sind Lehrer und Schüler auf Grund des WLANs rausgeflogen, manchmal haben die Meetings auch gar nicht erst stattgefunden. Alles irgendwie kompliziert.“

Während einige Schüler/innen mit ihrem neuen Alltag locker klarkommen – wie z. B. eine Siebtklässlerin lässig beschreibt: „Ich habe meine Aufgaben immer montags und dienstags fertig gemacht, sodass ich die restlichen Tage der Woche sozusagen frei hatte.“ -, erleben andere, insbesondere in den oberen Jahrgängen, den Alltag als recht fordernd. Oberstufenschüler Felix sagt: „Manchmal habe ich mich durch die ganzen Aufgaben während des Zoom-Unterrichts etwas überfordert gefühlt. Es war nicht unglaublich viel, aber sehr unübersichtlich, sodass es einen schnell begraben hat.“

Viele Schüler/innen erkennen nun für sich den Wert eines guten Präsenzunterrichts, z. B. unser Schülersprecher Jakob: „Die ersten Wochen zu Hause fand ich ganz gut, aber nach ein paar Wochen fand ich es schon ätzend, immer mit Zoom zu arbeiten. Man hat dann nicht die Verbindung zum Lehrer, wie man sie in der Schule hat. Man kann zwar per Zoom Fragen stellen; aber wenn man gerade bei den Aufgaben dran ist, hat man keine Lehrperson, die einem gerade helfen kann.“

Das Kollegium macht ebenfalls Erfahrungen mit den Grenzen des Online-Unterrichts: „Es gibt immer wieder Schüler/innen, die unvorbereitet oder zerstreut im Zoom-Unterricht sitzen, wie beim normalen Unterricht natürlich auch. Aber jetzt ist es noch schwieriger als im Klassenraum, alle Kinder und Jugendlichen auf dem Bildschirm wirklich im Blick zu haben und ihnen gerecht zu werden. Im Präsenzunterricht kann man auch nonverbal einen Kontakt zu einem abgelenkten oder aufgeregten Schüler herstellen, ihn anschauen, zu ihm hingehen, mit einer Geste kommunizieren – das geht bei Zoom natürlich nicht“, bedauert eine Kollegin. „Ich merke nur, dass sich so mancher zurückzieht und ich frage mich, was da gerade los ist. Geht es ihm schlecht, ist er einfach nur unausgeschlafen oder zockt er während unseres Meetings?“ Manche lassen sich über Tage oder sogar Wochen online gar nicht blicken – wie die Kollegen bestürzt beim Austausch feststellen.

Nun gut, der Online-Unterricht wird in ganz NRW nur als Angebot und nicht als Verpflichtung verstanden. Kein Schüler soll durch schlechte Leistungen im Homeschooling Nachteile erfahren. Das hat gute Gründe, dessen sind sich die Kollegen bewusst. Auch wenn wir – im Gegensatz zu einigen anderen Schulen – unsere Schüler/innen zu Hause in guten Händen wissen, kann die Belastung der jungen Menschen durch die Pandemie und den Lockdown sehr hoch sein. Da fehlen die Freunde und die Hobbies, da steht vielleicht der Arbeitsplatz der Eltern auf dem Spiel oder die Gesundheit von vorerkrankten Familienangehörigen; kein Wunder, wenn dann die Leistungen nachlassen. Und doch – oder besser gerade deshalb machen sich auch viele Lehrer und Lehrerinnen große Sorgen um einzelne Schüler/innen: „Sie entgleiten uns – wir verlieren sie. Es fehlt die Nähe.“

So macht sich auch in den Osterferien keine Urlaubsstimmung breit, zumal auch das Unternehmen Schloss Hagerhof mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen hat. Unsere beliebten Basketballcamps dürfen erstmals seit 25 Jahren nicht stattfinden; langjährige Erzieher/innen und Verwaltungsangestellte müssen in Kurzarbeit geschickt werden – wie wird es weitergehen? Was uns in dieser Situation wirklich den Rücken stärkt, sind viele Zuschriften der Eltern, die uns unterstützen und ihren Dank für unsere Arbeit aussprechen.

Am 23. April kann aufgrund gesunkener Infektionszahlen vorsichtig der Unterricht wiederaufgenommen werden, zunächst von unseren Abschlussjahrgängen in Realschule und Gymnasium, ab dem 4. Mai auch von den anderen Jahrgangsstufen. Das geht nur mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept und einem detaillierten Regelwerk. Die Klassen werden in kleinere Lerngruppen geteilt, das Sitzmobiliar wird in weiten Abständen zueinander gestellt, ein Einbahnstraßensystem im Schulgebäude eingeführt, Pausen- und Essenszeiten gegeneinander verschoben, so dass sich immer möglichst wenige Schüler/innen begegnen.

Lob gibt es dafür auch von Schülerseite. Felix Geiser führt differenziert aus: „Ich finde die Maßnahmen am Hagerhof erstaunlich innovativ und schnell durchgesetzt, die meisten Schulen in der Umgebung machen ja immer noch nur Online-Unterricht. Durch den schnellen Wiedereinstieg haben wir, glaube ich, weniger Zeit und Stoff verloren als andere.“

Die Maßnahmen werden kaum kritisiert. Unser zweiter Schülersprecher Sebastian Ronken: „Ich finde es sehr gut, dass wir alle Masken tragen müssen, in jedem Raum Seife und Papiertücher verfügbar sind und auch eine Einbahnstraße im Gebäude eingerichtet wurde.“ Aber natürlich werden die Regeln nicht immer und überall eingehalten, von Kinder und Jugendlichen wie auch von Erwachsenen, wie die Schüler/innen sehr aufmerksam registrieren. Hier fordern viele Konsequenzen ein, nicht nur Sebastian: „Aber ich finde nicht so gut, dass das Lehrpersonal nicht konsequent war, wenn es um die Maskenpflicht ging und die angedrohten Maßnahmen bei Regelübertretung nicht durchgeführt wurden. Am meisten stört mich, wenn sich auch manche Lehrer nicht an die Einbahnstraßen-Regelung halten, uns Schüler aber dafür anmotzen.“

Was man vielleicht früher nicht für möglich gehalten hätte: Die meisten Schüler/innen freuen sich darüber, endlich wieder in die Schule gehen zu können. Unsere Schülerin Can findet für diese besondere Lernerfahrung lebendige Worte: „Mein Gefühl und meine Gedanken für die Schule änderten sich. Alle Dinge, die mich früher in der Schule genervt haben, fing ich plötzlich an wertzuschätzen und zu vermissen! Das hätte ich niemals gedacht! Man wollte wieder zurück in die Schule! Für mich war es der Wahnsinn, als die Nachricht kam, dass die Schulen wieder öffnen! Ich habe mich tierisch gefreut, den Schulalltag ansatzweise normal werden zu lassen …“

Auch Felix Geiser aus der Jahrgangsstufe 11 betont die Kostbarkeit der wiedergefundenen Nähe – trotz gebührenden Abstands: „Ich fand außerdem die Pausen teilweise sehr schön, weil wir mit einem Großteil unserer Stufe oft draußen saßen, geredet und gelacht haben und auch Dinge gemacht haben, die wir sonst in den Pausen nicht machen würden. So kamen wir zum Beispiel auf die spontane Idee, mit acht Leuten zusammen Hacky Sack zu spielen. So kamen auch viele sehr schöne Momente zusammen, weil man durch die Langeweile und auch das lange Fehlen der sozialen Kontakte zusammen aktiv war.“

Und wie soll es nach den Sommerferien weitergehen? Carlotta (Klasse 9) spricht offenbar vielen Schüler/innen aus der Seele: „Wenn ich mir etwas wünschen könnte, würde ich nach den Sommerferien gerne wieder jeden Tag Schule haben.“

 

Interview mit unserem Schulleiter Dr. Sven Neufert

  1. Wo waren die größten Probleme, mit welchen unerwarteten Hürden mussten wir während der Corona-Krise an unserer Schule umgehen?

Das größte Problem ist immer noch die instabile Internetverbindung. Hier müssen wir noch auf das Glasfaserkabel warten, das uns für das Frühjahr 2021 in Aussicht gestellt wurde. Erst dann wird die Verbindung ohne Wenn und Aber stabil sein. Unsere dann folgenden Hürden waren nicht unerwartet; eher war unerwartet, wie schnell sich viele Hürden aus dem Weg räumen lassen, wenn alle Beteiligten wollen.

  1. Wie sind wir insgesamt durch die Krise gekommen? Wo waren wir gut, was können wir noch verbessern?

Ich denke, wir sind sehr gut durch die Krise gekommen. Erstens sind wir über die iPads als digitalen Lernbegleiter, dienstliche iPads für das Kollegium, unsere interaktiven Boards und Office 365 schon sehr weitgehend digitalisiert. Zweitens und noch wichtiger aber ist, dass wir ab dem 11. 5. wieder deutlich mehr Präsenzunterricht anbieten konnten als die meisten anderen Schulen der Region. So musste etwa eine Schule in unserer Nachbarschaft ganz auf Zoom umstellen. Videochat ist aber ungeeignet für ganze Schultage; wir haben immer nur Hauptfächer und ausgewählte andere Fächer abgedeckt über Zoom abgedeckt, so dass der Videochat-Unterricht dem Tag Struktur geben konnte, ihn aber nicht ausfüllte. Eine weitere Stärke liegt auch in der Flexibilität unseres Vorgehens, so dass wir nach Schulöffnung zu einer hybriden Digital-Analog-Lösung gefunden haben: In Teilgruppen wurden die Klassen an alternierenden Tagen unterrichtet; immer dann, wenn der Schüler einen Zuhause- und keinen Schultag hatte, konnte er sich ja auch per Zoom in den Unterricht dazuschalten. Das war nicht verpflichtend, aber eine gute Möglichkeit, um Kontinuität und Zugehörigkeitsgefühl zu erzeugen.

Wir sind jetzt dabei, jenseits von One Drive alle Funktionen von Office 365 für digitalen Unterricht nutzbar zu machen. So wollen wir im nächsten Schuljahr verstärkt die Arbeit mit Klassen und Kursen über Teams und One Note organisieren. Das ist dann auch eine gute Zukunftsperspektive für das neue Schuljahr, egal ob wir weitgehend in den Regelbetrieb gehen können – wie wir es augenblicklich planen –  oder aufgrund einer zweiten Welle wieder hybriden Digital-Analog-Unterricht anbieten müssen. Wenn man unseren bisherigen Unterricht und die Verbesserungen, die wir augenblicklich vornehmen, zusammendenkt, können wir auch im Fall einer zweiten Welle guten Unterricht bieten.

  1. Was haben wir gelernt, welche Lösungen haben wir gefunden?

Wir haben gelernt während der Krise, dass Präsenz unerlässlich ist, wir haben weniger die Bedeutung von Digitalisierung als die Bedeutung von menschlicher Nähe festgestellt, denn auch bei uns war es so, dass wir nicht mehr auf jeden den Zugriff hatten, wie wir uns das gewünscht hätten. Pädagogisch, menschlich war es unheimlich wichtig, dass wir trotz der guten und starken Digitalisierung sehr schnell wieder in einen regelmäßigen Rhythmus eines Präsenzunterrichts gegangen sind. Kinder sind vor Zoom doch häufig zur Passivität verurteilt, haben die Klassenkameraden und Menschen nicht um sich. Ein Lachen, ein kurzes Augenzwinkern, Körpersprache, die Atmosphäre im Raum, die sinnliche Arbeit mit Materialien innerhalb einer vorbereiteten Umgebung – all das fehlt digital doch weitgehend und ist so unglaublich wichtig für erfolgreiches Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung in einer sozialen Gemeinschaft.

  1. Was würden Sie sich für die Zeit nach den Sommerferien wünschen?

Für die Zeit nach den Sommerferien wünsche ich mir, dass wir wieder in den Regelbetrieb übergehen können. Ich wünsche mir, dass wir noch stärker darüber nachdenken, wie wir digitale Instrumente nicht nur nutzen für die Informationsweitergabe und für einen anschaulichen Frontalunterricht (nichts anderes bieten ja „Erklärvideos“ z. B.), sondern wie wir diese Medien auch für die konsequente Individualisierung des Lernens nutzen. Im Sinne des SAMR-Modells möchten wir mehr hinkommen zu neuen und anregenden Formaten und Aufgabenstellungen. Digitalisierung ist dann nicht nur eine Substitution, z. B. ein Arbeitsblatt digitalisieren und hin- und herschicken, oder eine bloße Augmentation. Wir sollten stattdessen überlegen, welches innovative Potential digitale Medien für Lernen bieten. Z. B. könnten wir mit unserer englischen Austauschschule eine Projektarbeit verabreden, die über digitale Plattformen organisiert wird und sich junge englische und deutsche Schüler regelmäßig austauschen können. Kollaboratives Arbeiten zusammen mit Muttersprachlern, die Sprachvorbild sind, und mit denen man vielleicht auch über den Unterricht hinaus in Kontakt bleibt. Auch Padlets sind ein gutes Instrument um Formen offenen Unterrichts zu organisieren. Ich würde mir wünschen, dass wir uns als Kollegium hier mit den didaktischen Möglichkeiten von Digitalisierung noch vertieft auseinandersetzen – und diese aber immer nur als einen Aspekt erfolgreicher Entwicklung, erfolgreichen Lernens begreifen. Montessori-Material, Schulgarten, bürgerschaftliches Engagement vor Ort in der Kommune, das alles ist analog und auch wichtig. Unheimlich stolz bin ich auf unser Team in den letzten Monaten. Ich wünsche mir, dass wir diesen Team-Spirit der letzten Monate aufrechterhalten können und weiterhin mit so viel Freude zusammenarbeiten.

ANHANG

Erfahrungen unserer Schülerinnen und Schülern mit den Coronaschutzmaßnahmen an unserer Schule

Anstrengend, aber sicher – Nina, Klasse 7

Während der Wochen, in denen ich zu Hause war, habe ich nicht wirklich viel unternommen. Jeden Sonntag oder Montag haben wir von den Lehrern (hauptsächlich der Hauptfächer) unsere Aufgaben für die Woche bekommen, die wir, falls wir Fragen hatten, in unseren Zoom-Meetings zusammen besprochen haben. Ich habe meine Aufgaben immer montags und dienstags fertig gemacht, sodass ich die restlichen Tage der Woche sozusagen frei hatte.

An sich, finde ich, handelt der Hagerhof in dieser Situation sehr gut! Ich habe zum Beispiel auch von meinen Freundinnen, die auf anderen Schulen sind, mitbekommen, dass es bei ihnen ganz anders war, da sie kein einziges Zoom-Meeting hatten und somit auf sich alleine gestellt waren. Wenn man sich gut strukturiert hat, dann hat man seine Aufgaben für die Schule ohne Probleme schaffen können.

Ich fand es gar nicht so schlimm zu Hause zu lernen, jedoch finde ich es um Welten besser, in der Schule zu sein! Auch wenn ich nur jeden zweiten Tag dort bin, lernt man meiner Meinung nach in Anwesenheit der Lehrer viel besser.

Seit ein paar Wochen sind wir ja wieder in der Schule … Also jedenfalls die eine Hälfte der Schüler, im Wechsel mit der anderen Hälfte. Ich glaube, jeder merkt, dass es im Moment anders als vor einem halben Jahr ist, aber damit muss man im Moment halt klarkommen!

Ich bin der Meinung, dass es an unserer Schule ziemlich sicher ist, da man (außer auf seinem Sitzplatz) immer eine Maske auf hat, es Einbahnstraßen auf den Fluren gibt, man sich jedes Mal, bevor man die Klasse verlässt, die Hände wäscht und es am Eingang zur Schule Desinfektionsmittel gibt.

Jedoch ist es manchmal sehr anstrengend, wegen der Einbahnstraße durchs ganze Schulgebäude zu laufen, das muss ich zugeben. Wenn man einmal irgendwo vorbeiläuft und es erst nach ein paar Metern merkt, dann muss man einmal wieder durchs ganze Gebäude laufen, was mich manchmal ganz schön aus der Puste bringt! Aber das ist nicht schlimm, denn so ist das Risiko, dass man vielen Leuten auf einmal begegnet, geringer! Ich hoffe allerdings, dass nach den Sommerferien wieder ganz normal die Schule weitergeht, denn fast alle meine Freunde sind in der anderen Gruppe der Klasse. L

 

Erfahrungen des Schulsprechers – Jakob Krupp, Klasse 7

Die ersten Wochen zu Hause fand ich ganz gut, aber nach ein paar Wochen fand ich es schon ätzend, immer mit Zoom zu arbeiten. Man hat dann nicht die Verbindung zum Lehrer, wie man sie in der Schule hat. Man kann zwar per Zoom Fragen stellen; aber wenn man gerade bei den Aufgaben dran ist, hat man keine Lehrperson, die einem gerade helfen kann. Ich habe auf jeden Fall meine Mitschüler vermisst und meine Freunde, generell den Rummel und den Ablauf in der Schule.

Das Lernen komplett zu Hause war in den ersten Wochen gut, aber dann hat man irgendwie die Lust verloren, weil man keinen in real life gesehen hat. Jetzt im Wechsel, jeden zweiten Tag in der Schule, das finde ich viel besser, denn an einem Tag kann man Fragen stellen und man sieht die Leute, und am anderen Tag kann man zu Hause arbeiten und an den Unterrichtsstunden teilnehmen. Diese Regelung finde ich schon viel, viel besser. Klar, ist noch nicht das Ideal. Der Hagerhof hat sehr viele Maßnahmen getroffen, es gibt ja auch viele Auflagen, diese ganzen Maßnahmen finde ich gut. Aber ich finde es eigentlich nicht so gut, dass wieder alle Schulen geöffnet sind, denn meiner Meinung nach können die Schulen die Hauptinfektionsherde sein. Wenn ich hier so übers Schulgelände gehe, sehe ich, dass ganz viele Schüler diese Regeln nicht richtig einhalten. Ein bisschen doof finde ich auch, dass wir in manchen Fächern Gruppenarbeit gemacht haben, obwohl es heißt, dass es jetzt keine Gruppenarbeit gibt. Da sind wir uns auch näher gekommen als 1,50 Meter. Klar, wir hatten die Masken an. Also insgesamt finde ich die Maßnahmen gut, aber ein paar könnte man noch ausbauen. Nicht so gut finde ich, dass auf den Jungs-Toiletten nicht genügend Papiertücher sind, dabei sind in jeder Klasse Papiertuchspender. Das spricht die SV auch noch einmal an.

Zur Maskenregel: Viele haben mich darauf angesprochen: Was hältst du davon, dass die Maskenregel jetzt auch auf dem Schulhof gilt? Ich sage ganz ehrlich, ich finde es gut, wenn man in Gruppen auf den Schulhof geht, Maske tragen muss. Aber wenn man sich in der ersten Pause ein Brötchen holt, zieht man sie natürlich zum Essen doch aus. Und wenn ich mal ein bisschen Luft schnappen will in der Pause, ziehe ich sie auch für ein paar Sekunden aus. Aber viele Schüler halten sich gar nicht daran, das finde ich dann nicht so gut. Generell finde ich aber die Maßnahmen am Hagerhof sinnvoll.

Ich wünsche mir, dass es nach den Sommerferien mit dem Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling weitergeht, aber dass man mehr Struktur reinbringt. Wir haben jetzt wirklich viel Lernstoff durchgenommen, das war ein bisschen viel. Es sollte weniger Lernstoff sein, den man sich selbst beibringen muss. Ich wäre dafür, dass wir diesen Lernstoff zu Beginn des neuen Schuljahrs erst einmal wiederholen würden.

Ich schätze, dass nach den Ferien das Thema Corona immer noch aktuell ist und die Maßnahmen noch andauern. Ich würde dann die Konsequenzen verschärfen und einem Schüler, der die Maske im Flur auszieht, einen Elternbrief mitgeben, damit die Schüler sich besser daran halten.  

 

Meine Zeit während der Corona- Schulschließung – Can Liv Radetzky, Klasse 8

Für mich war es der Wahnsinn, als die Nachricht kam, dass die Schulen wieder öffnen! Ich habe mich tierisch gefreut, den Schulalltag ansatzweise normal werden zu lassen, da ich mit dem Homeschooling nicht so gut zurechtkam. Ich weiß noch genau, als ich die Nachricht erhielt, dass die Schulen schließen; doch schon nach ein paar Tagen fing ich an, den normalen Schulalltag ziemlich zu vermissen. Damals wusste ich noch nicht, dass es sich noch so lange ziehen würde. 

Ich habe versucht, den normalen Stundenplan zu Hause weiterzuführen, da wir in allen Fächern sehr viel zu tun hatten, doch das hat leider nicht ganz so gut geklappt.

Ich habe für mich selbst einfach schon immer eine klare Grenze zwischen der Zeit in der Schule und der zu Hause gezogen. Früher war ich immer froh, wenn ich meinen Kram in der Schule fertig machen konnte, damit ich’s mir dann zu Hause aus dem Kopf streichen kann. In der Schule kriegt man oft gar nicht mit, dass man etwas lernt. Das Zur-Schule-Gehen und das Lernen dort wird zu einer Nebensache, da es für uns einfach ganz normaler Alltag ist, und man muss sich nicht so auf das Lernen fokussieren. Zu Hause ist das ganz anders! Den Ort, an dem man oft seine Freizeit verbringt, zur Ruhe kommen kann und den Ort, an dem man sich meistens am wohlsten fühlt, zum neuen Lernort zu machen ist nicht einfach. Ich bin eine Person, die gerne persönlich mit Menschen spricht und gerne Personen um sich hat. Zoom war genau das Gegenteil, jedoch die einzig mögliche Weise, mit dem Stoff mithalten zu können! 

An manchen Tagen habe ich mehr gemacht und an manchen weniger. Mal habe ich ein Zoom-Meeting verschlafen, oft sind Lehrer und Schüler auf Grund des WLANs rausgeflogen, manchmal haben die Meetings auch gar nicht erst stattgefunden. Alles irgendwie kompliziert. 

Doch niemand hätte etwas besser machen können, also kann man sich auch nicht beschweren. Jeder hat versucht das Beste zu geben und sich durchzusetzen. Lehrer sowie Schüler. Wir können froh sein, dass es eine Verbindung wie Zoom gibt, sonst wäre der Unterricht ganz ausgefallen und man hätte den ganzen Tag Funkstille. Niemand hätte also andere oder bessere Maßnahmen treffen können. Doch mein Gefühl und meine Gedanken für die Schule änderten sich. Alle Dinge, die mich früher in der Schule genervt haben, fing ich plötzlich an wertzuschätzen und zu vermissen! Das hätte ich niemals gedacht! Man wollte wieder zurück in die Schule! Am meisten habe ich meine Freunde und Klassenkameraden vermisst, mit denen man sich in den Pausen oder während des Unterrichts über den Stand der Dinge austauschen kann! Auch das Treffen an den Wochenenden war zur Anfangszeit ja noch schwierig. 

Nun hat sich alles deutlich verbessert. Das Tragen eines Mundschutzes ist nun mal Pflicht und das wird auch noch lange so bleiben. Am Schultisch kann ich ihn jedoch ausziehen, was auch viele davon abhält so viel durch die Klasse zu laufen — ein positiver Aspekt. Sonst ist es echt heiß unter der Maske! Ich glaube, dass wir das alle zusammen sehr gut durchziehen werden und ich weiß, dass sich in kleinen Schritten der normale Alltag nähert. 

Diese Zeit ist für uns alle ungewohnt also heißt es: durchbeißen!

 

Produktive und weniger produktive Tage – Carlotta, 15 Jahre

Ich habe die Zeit zu Hause neben den Aufgaben für die Schule vor allem mit Lesen und Spaziergängen verbracht. Vor allem habe ich den Kontakt zu Mitschülern vermisst. Das Lernen zu Hause war okay. Es gab produktive und weniger produktive Tage. Insgesamt fand ich es von der Schule ganz gut gelöst. Jetzt mit dem Wechsel finde ich es sehr schwierig, zu Hause wirklich zu arbeiten. Es fehlt dort halt der Rahmen.

Ich finde die Maßnahmen am Hagerhof ziemlich gut. Das Einbahnstraßensystem war am Anfang ziemlich anstrengend. Ich finde, man hätte es noch besser ausschildern können. Die Zeiten finde ich komisch. Meine Mittagspause geht 20 min. Es ist unmöglich, in dieser Zeit zu essen.

Wenn ich mir etwas wünschen könnte, würde ich nach den Sommerferien gerne wieder jeden Tag Schule haben, da ich dann einfach produktiver bin und mehr Sinn hinter dem Lernen sehe.

 

Erfahrungen eines Internatsschülers – Matti, 9. Klasse

Also zu Hause habe ich eigentlich nicht viel gemacht, hauptsächlich zu Hause gesessen und Fernsehen geguckt. Das Lernen zu Hause fand ich eher schwierig, da man keinen strukturieren Zeitplan hatte und mit dem Online-Ordner alles sehr unübersichtlich war. Mit dem Wechsel zum normalen Unterricht kam ich ganz gut klar, allerdings ist die Kommunikation mit den Lehrern, die noch nicht in der Schule sind wegen Vorerkrankungen o. ä. sehr schlecht.

Ich bin im Internat und auch hier gelten natürlich einige Regeln. Zum Beispiel dürfen wir keine Freunde mehr in ihren Zimmern besuchen und auf den Fluren müssen wir natürlich einen Mundschutz tragen. Natürlich sind die Maßnahmen teilweise sehr nervig, aber größtenteils eben notwendig. Eine Regel, die ich nicht verstehen kann, ist zum Beispiel, dass wir, wenn wir uns Essen nachholen, einen neuen Teller brauchen. Also wenn ich frei entscheiden könnte, würde ich nach den Ferien die Maskenpflicht abschaffen, da diese wirklich sehr nervig ist und wenn man immer 1,5 Meter Abstand hält, auch meiner Meinung nach kaum notwendig.

 

Wechsel von Remote-Lernen und Präsenzunterricht – Anna, 15 Jahre

Zu Hause habe ich erst ein paar Tage gebraucht, um mir eine neue Routine festzulegen und damit klarzukommen, aber das ging doch recht schnell. Meistens sah es so aus, dass ich auch zu den normalen Schulzeiten an den Aufgaben gearbeitet habe, also etwa sechs oder sieben Stunden. Mein größtes Problem die Aufgaben betreffend war die Menge an Aufgaben, die wir bekommen haben, auch bis vor ein paar Tagen noch. Obwohl ich ganz okay zurechtgekommen bin, habe ich dennoch einige Freunde vermisst. Die momentane Form des Unterrichts, also Remote-Lernen und Präsenzunterricht im Wechsel finde ich prinzipiell gut, aber ich habe dennoch ein Problem mit der konstant wechselnden Lernumgebung. Da ich mehr zu Hause bin als in der Schule und damit auch einen Großteil der Woche einen anderen Rhythmus habe, fällt es mir oft schwer, mich in der Schule zu konzentrieren, aber das wird langsam besser. Zudem brauchen natürlich alle Lehrer noch Noten von uns, weshalb ich persönlich etwas gestresst war. An unserer Schule fand ich die Maßnahmen tatsächlich noch recht organisiert, auch da ich teilweise mitgekommen habe, wie es anders laufen kann. Dennoch gab es einige unkooperative Schüler, die das Lernen teilweise erschwert haben. Ansonsten war nur manchmal die Ungewissheit über das weitere Vorgehen ein Problem.

 

Das E-Learning zu Hause ist entspannter als in der Schule – Sebastian Ronken, SV, Jgst. 11

Ich habe zu Hause die Zeit für die Schule gearbeitet und meinen Eltern viel geholfen. An sich habe ich nichts vermisst; ich habe mich gut gefühlt und hatte auch keine Probleme.

Das E-Learning fand ich super und entspannter als in der Schule. Als die ersten Schultage waren, muss ich sagen, wurde das Lernen schwerer und ich hatte manchmal sehr viele Freistunden dazwischen , was dazu geführt hat, dass ich um 8:30 Uhr wieder nach Hause gefahren bin, weil ich teilweise 6 bis 8 Stunden frei hatte.

Ich muss sagen, dass die Maßnahmen an sich nicht schlecht sind. Ich finde es sehr gut, dass wir alle Masken tragen müssen, in jedem Raum Seife und Papiertücher verfügbar sind und auch eine Einbahnstraße im Gebäude eingerichtet wurde. Aber ich finde nicht so gut, dass das Lehrpersonal nicht konsequent war, wenn es um die Maskenpflicht ging. Am meisten gestört hat mich, dass Lehrer sich nicht an die Einbahnstraßen-Regelung gehalten, uns Schüler aber dafür angemotzt haben.

Wenn ich es mir wünschen könnte, würde ich mir den Online-Unterricht zurückwünschen, weil der am entspanntesten und auch flexibler war. Man konnte Stunden verschieben oder früher beenden. Desweiteren muss man nicht in die Schule fahren und kann bei der Familie sein.

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Differenziertes Resümee eines Oberstufenschülers – Felix Geiser, Jgst. 11

Zuhause habe ich die Zeit etwas ruhiger, aber nicht so anders als sonst verbracht. Fußballtraining und Theaterproben fielen für mich weg und mit Freunden treffen war so eine Sache, aber das konnte man aushalten, finde ich zumindest. Manchmal habe ich mich durch die ganzen Aufgaben während des Zoom-Unterrichts etwas überfordert gefühlt. Es war nicht unglaublich viel, aber sehr unübersichtlich, sodass es einen schnell begraben hat.

Vermisst habe ich den normalen Umgang in der Schule, Unterricht, in dem man viel redet und wenig schreiben muss und natürlich, alle Menschen zu sehen – in echt. Das Lernen zu Hause war für mich relativ schwierig, vor allen Dingen bei Hausaufgaben u. ä., da man sich erst einmal selbst dazu motivieren muss. Man hat den Tag über Zoomunterricht und sitzt die ganze Zeit am PC oder iPad und soll danach noch weiter davor sitzen und arbeiten. Meist Aufgaben, die man sich selbst erklären muss und die nicht unbedingt Spaß machen.

Der Wechsel in die Schule ist meines Erachtens nach ziemlich gut verlaufen, die A-B-Wochenregel hat natürlich auch Schwächen (A-Woche bei mir nur eine Stunde LK Geschichte in der 0. Stunde), aber funktioniert doch relativ gut.

Es gab einige technische Schwierigkeiten durch die Aufgaben im Onedrive-Ordner, ich persönlich halte Teams für deutlich besser (aber bisher hat nur Q1 Word 365) Man hat natürlich durch Corona schon Stoff verpasst oder nur flüchtig durchgenommen. Bei mir persönlich hängt es sehr von meinem Interesse am Thema ab, ob ich etwas behalten habe bzw. noch außerhalb des Unterrichts damit beschäftigt habe, um es wirklich zu verstehen. In Fächern wie Mathe fand ich das Selbst-Beibringen am schwersten, weil man ja wirklich komplett neue Dinge lernt, die man schlicht und ergreifend oft nicht versteht. Da fehlt der Dialog mit dem Lehrer dann sehr.

Ich fand die Maßnahmen am Hagerhof erstaunlich innovativ und schnell durchgesetzt, die meisten Schulen in der Umgebung machen ja immer noch nur Online-Unterricht. Durch den schnellen Wiedereinstieg haben wir, glaube ich, weniger Zeit und Stoff verloren als andere. Die Qualität des Unterrichts, vor allem in Zoom, aber auch im Wochenmodell, hing jedoch sehr stark von der Affinität und Qualität der Lehrperson ab.

Ich fand außerdem die Pausen teilweise sehr schön, weil wir mit einem Großteil unserer Stufe oft draußen saßen, geredet und gelacht haben und auch Dinge gemacht haben, die wir sonst in den Pausen nicht machen würden. So kamen wir zum Beispiel auf die spontane Idee, mit acht Leuten zusammen Hacky Sack zu spielen. So kamen auch viele sehr schöne Momente zusammen, weil man durch die Langeweile und auch das lange Fehlen der sozialen Kontakte viel zusammen gemacht hat und aktiv war.

Die Maßnahmen des Hagerhofs wurden leider unterschiedlich ernst genommen, so machten manche Lehrer aus einer Fliege einen Elefanten und verhielten sich leicht reizbar, während andere Dinge wie z. B. die Einbahnstraße durchs Gebäude schlicht und ergreifend nicht ernst- oder wahrgenommen wurden.

Nach den Ferien hätte ich dann, glaube ich, am liebsten wieder normalen Unterricht, weil ich gerne wieder einen normalen Alltag hätte. Ansonsten würde ich auch das jetzige Modell weiterhin sehr gut verkraften, einen erneuten Wechsel während des nächsten Schuljahres fände ich allerdings sehr problematisch. Dass Dinge, wie z. B. unsere Kursfahrten oder die Praktika nicht stattfinden können, finde ich sehr schade, aber natürlich nachvollziehbar. Ich würde mich allerdings freuen, wenn zumindest die Kursfahrten nachgeholt werden würden, da es eine letzte gemeinsame Erfahrung mit der Stufe ist, die einem sonst genommen würde. Unser Abitur ist nicht mehr so weit in der Ferne, davor hätte ich so etwas mit meinen Mitschüler/innen gerne noch einmal. Auch Praktika empfinde ich als sehr wichtig, vielleicht kann man alle Praktika ab der jetzigen 8. Stufe einfach um ein Jahr verschieben. Die digitalen Kompetenzen, die unsere Schule offenbar tatsächlich hat, würde ich gerne auch in die Zeit nach Corona mitnehmen. Dinge wie Microsoft Teams können den Schulalltag unglaublich vereinfachen, von Terminen für Klausuren, Abgabeterminen, Hausaufgaben, E-Mails bis hin zu durch den Lehrer geleitete dezentrale Gruppenarbeiten.