Verantwortung übernehmen – das Klimaschutz-Engagement unserer Schüler/innen

Letzten Freitag sind weltweit Hunderttausende junge Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen, dazu das aufrüttelnde Video des Youtubers Rezo und die Ergebnisse der Europawahl: Die Klimaschutzbewegung nimmt ordentlich Fahrt auf. Auch etliche unserer Schülerinnen und Schüler brennen für das Thema – und erhalten Unterstützung von Wissenschaftlern, hier eine kompakte Übersicht zu den Fakten, zusammengestellt von unserem Lehrers Dr. Dirk Krämer, und ein Aufruf.

Aussagekräftig in Bild und Wort sind die Plakate auf den #fff-Demonstrationen. Wir haben eine Auswahl zusammengestellt und daraus ein Poster gemacht, das Sie hier in größerer Auflösung herunterladen und nach Belieben verbreiten können: Fridays-for-future-Plakat 2019

Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass die Notwendigkeit eines radikalen Umdenkens der Art, wie Schule neu gedacht werden muss, uns schneller erreichen wird als gedacht: Die landes- und weltweiten Schülerproteste #fridaysforfuture lassen uns verblüfft inne halten und mahnen uns, die Schülerinnen und Schüler in den von ihnen laut artikulierten Forderungen zu unterstützen und ihre Übernahme von Verantwortung für die eigene Zukunft und die ihrer Kinder als das wahrzunehmen, was es ist, nämlich ein Akt des zivilen Ungehorsams im Dienste einer zukunftsfähigen Transformation der Gesellschaft. „Die Anliegen der Jugendlichen“, so bestätigte es zuletzt ein öffentliches Statement zahlreicher Wissenschaftler, „sind berechtigt und gut begründet“:

  1. Weltweit ist die Durchschnittstemperatur bereits um etwa 1 °C angestiegen.
  2. 2015, 2016, 2017 und 2018 waren die heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen.
  3. Der Temperaturanstieg ist nahezu vollständig auf den Menschen zurückzuführen.
  4. Bereits jetzt sind wir mit häufigeren Extremwetterereignissen konfrontiert.
  5. Falls wir die Beschrän­kung der Erwärmung auf 1,5 °C verfehlen, ist in vielen Regionen der Welt mit erheblich verstärkten Klimafolgen für Mensch und Natur zu rechnen.
  6. Um eine Erwärmung von 1,5 °C nicht zu überschreiten, müssen die Emissionen von CO2 sehr rasch sinken und in den nächsten 20 bis 30 Jahren weltweit auf null reduziert werden.
  7. Mit den Vorschlägen, die welt­weit derzeit auf dem Tisch liegen, wird die Erwärmung bis zum Ende des Jahr­hunderts wahrscheinlich bei über 3 °C liegen.
  8. Bei zunehmender Erwärmung der Erde werden gefährliche klimatische Kipp-Punkte des Erdsystems, d. h. sich selbst verstärkende Prozesse, immer wahr­scheinlicher.
  9. In vielen Bereichen werden menschliche Lebensgrundlagen durch Überschreitung der planetaren Belastungsgrenzen gefährdet.
  10. Zurzeit findet das größte Massenaussterben seit dem Zeitalter der Dinosaurier statt.
  11. Gründe für den Rückgang der Biodiversität sind intensive Landwirtschaft, Entwaldung und Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr sowie Überfischung.
  12. Es besteht die Gefahr, dass Trinkwasser- und Nahrungs­mittelknappheit in vielen Ländern militärische Konflikte auslösen und zur Migration größerer Bevölkerungsgruppen beitragen.
  13. Eine nachhaltige Ernährung mit starker Reduzierung unseres Fleischkonsums und eine Neuausrichtung der Landwirtschaft sind für den Schutz der Ökosysteme notwendig.
  14. Die Subventionen für fossile Brennstoffe betragen jährlich mehrere 100 Milliarden Euro.
  15. Stark sinkende Kosten für klimafreundliche Technologien machen eine Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien be­zahlbar.

Wir erleben zur Zeit in unserer Schule Erstaunliches: Da setzten sich Klassen mit ihren Lehrern in heftigen Diskussionen auseinander, um ihre Teilnahme an den schulseits verbotenen Demonstrationen zu verteidigen. Von Schüler/innen initiierte Umfragen in der Schule haben ergeben, dass aus verschiedensten Gründen zwar nicht alle Schülerinnen und Schüler bereit sind, an den Demonstrationen teil zu nehmen, die Zustimmung zu den Anliegen der Jugend aber bei nahezu hundert Prozent liegen (siehe die beiden Schülerbeiträge zu Fridays-for-future im März).

Für jeden Lehrer und jede Lehrerin ist es wesentlich, den Jugendlichen stets als eigenständige, gleichberechtigte Person zu versteht und als autonom und selbstbestimmt zu akzeptieren. Für den Lehrenden ergibt sich daraus angesichts der unaufhaltsam ins Rollen geratenen Veränderungen zwei Forderungen:

  • Unterstützen wir die Jugendlichen, wenn sie das, was wir von ihnen immer eingefordert haben, nun auch praktizieren: Die Übernahme von Verantwortung.
  • Übernehmen wir als Pädagogen selbst Verantwortung für unser Umfeld und für die Gestaltung eines raschen Übergangs in eine nachhaltigere, zukunftsweisende Schule.

Dr. Dirk Krämer