Projektkurs „Globale Probleme“ bei der EU-Vertretung in Bonn

Erneut haben die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses ‚Globale Probleme‘ der Jahrgangsstufe 11 eine Exkursion nach Bonn unternommen: Ziel war dieses Mal die ständige Vertretung der EU am Bertha-von-Suttner-Platz. Sie hatte zu einer Vortragsveranstaltung mit anschließender Diskussion zum Thema ‚Für ein sauberes und nachhaltiges Europa‘ eingeladen.

Die erste Referentin, die Politikwissenschaftlerin Trees Robijns aus Belgien, ist Expertin für Landwirtschaft und Bioenergie beim NABU in Berlin. Davor lag eine zehnjährige Tätigkeit in Brüssel, wo ihr insbesondere die Begleitung der EU-Agrarreform oblag.

In einer engagierten und scharfsinnigen Präsentation durchleuchtete Frau Robijns zunächst die bisherige Subventionspolitik der EU im Bereich der Landwirtschaft. Seit Jahrzehnten werde ein Etat von über 60 Milliarden Euro größtenteils über die schiere Anbaufläche der Landwirte vergeben. Dies führe u.a. zu den dramatischen Folgen wie Insekten- und Vogelsterben und einem rapiden Verlust an natürlicher Biodiversität. Eine mögliche Lösung dieser Probleme ließe sich über eine Kopplung der Agrarsubventionen an ökologische Auflagen erzielen. Die Forderungen nach einer Änderung der bestehenden Praxis sind hochaktuell, denn genau in dieser Woche finden Gespräche der EU-Minister für Landwirtschaft in Brüssel zu diesem Thema statt, bei dem die Vergabepraxis für die nächsten sieben Jahre festgezurrt werden sollen. In der anschließenden Diskussion von uns angesprochen auf die Haltung der Bundesregierung in dieser Frage, konnte Frau Robijns nur vehement entgegnen, dass Landwirtschaftsministerin  Julia Klöckner, obwohl von allen Seiten dazu aufgefordert, sich kategorisch weigert, überhaupt eine Position zu beziehen und den anderen europäischen Kollegen das Feld überlässt.

In einem zweiten Vortrag erläuterte Prof. Sebastian Oberthür  für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung am Institut für Europastudien an der flämischen Vrije Universiteit Brussel die Historie und zukünftigen Pläne der europäischen Union in Sachen Klimaschutz und Emissionshandel. Er zog ein gemischtes Fazit, indem er zeigte, dass die EU in der Vergangenheit zwar fast alle beschlossenen Klimaziele erreicht hat, diese aber angesichts des von der Paris-Konferenz beschlossenen 2-Grad-Ziels keineswegs genügen. Seiner Ansicht nach reicht es nicht, stets nur kleine Justagen in den bestehenden Systemen anzustreben, vielmehr sei ein radikaler Umbau der Gesellschaft in den Bereichen Mobilität, Landwirtschaft, Wohnen und Industrie vonnöten, und adressierte seinen Appell gerade an die anwesenden Jugendlichen, die in diesem veränderten Europa leben werden.

Um das Stimmungsbild der Anwesenden einzufangen, war es während der Veranstaltung immer wieder möglich, via Online-Abstimmung per Smartphone zu einzelnen Fragen Stellung zu beziehen. Die Resultate wurden sogleich auf der Leinwand projiziert. Es stellte sich schnell heraus, dass überwiegend Befürworter des europäischen Gedankens und der verstärkten internationalen Zusammenarbeit im Raume anwesend waren.

Dr. Dirk Krämer

Foto Europäische Vertretung in Bonn: Von Reeche123 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37867476; Referentenbilder: Dr. Dirk Krämer