„Ein Zeichen gegen Extremismus!“ – Geschichtskurs beim Jugendpolitiktag in Köln

Linksextreme Randalierer in Hamburg, rechtsextreme Hooligans bei Fußballspielen, Islamisten auf Youtube, Facebook und Twitter. Beim Jugendpolitiktag am 30.01.2018 in Köln, organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung, setzten sich 80 Jugendliche mit dem brandaktuellen Thema Extremismus auseinander, darunter 20 Schülerinnen und Schüler aus dem Geschichtskurs der Jahrgangsstufe 11 von Dr. Sven Neufert. Hier Auszüge ihrer Eindrücke:

Wie kann ich Vorurteilen begegnen? Darum ging es u.a. im Workshop von Ali Can

„Hinsehen, einmischen, mitmachen“

Der Jugendpolitiktag hatte das Thema „Schau hin! Setze ein Zeichen gegen Extremismus“. Er begann mit einer Einführung in das Thema durch Poetry Slams, beispielsweise „Die vier Geister“ von Nick Pötter, aber auch einer generellen Erklärung von unterschiedlichen Arten des Extremismus: Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus. Der Fokus lag darauf, inwieweit diese zu erkennen und unterscheiden sind. Wie verbreiten Extremisten ihre Propaganda? Was kann der Staat, was kann ich dem entgegensetzen? Wie zeige ich Zivilcourage? Wie kann ich mich engagieren? Um dies deutlicher zu machen, wurden Personen mit unterschiedliche Erfahrungen eingeladen, um mit den Jugendlichen in Workshops über diese Themen zu sprechen.

Ann-Cathrine Böwing vom Büro Bundesstadt Bonn der Konrad-Adenauer-Stiftung eröffnet den JugendpolitikTag.

Einer der anschließenden Workshops wurde von Ali Can geleitet, dem Gründer der „Hotline für besorgte Bürger“, wo er mit Menschen redet, welche besorgt über die jetzige Situation mit Flüchtlingen sind. Um in den Raum des Workshops zu kommen, mussten wir zunächst einen aktuellen Einbürgerungstest ablegen mit Fragen wie „Wo müssen Sie Ihren Hund anmelden? A: beim Finanzamt, B: beim Gesundheitsamt, C: bei der Kommune.“ Schnell fiel auf, dass wir selber viele dieser Fragen nicht beantworten konnten. Dadurch entstand eine Diskussion, wieso Menschen, die den deutschen Pass haben wollen, solche Fragen beantworten müssen, aber viele der deutschen Bürger mit dem deutschen Pass diese Fragen selbst nicht beantworten können.

Ali Can, Schirmherr des JugendpolitikTags, liest aus seinem Buch.

Darauf folgten Aufwärmspiele für das Gehirn. Die Gruppe stellte sich im Kreis auf, und der Erste startete mit einem beliebigen Wort, worauf der Nächste das erste Wort sagen musste, welches ihm zu diesem genannten Wort einfiel. Danach teilte Ali Can ein Blatt aus, auf welchem jeder Einzelne von uns aus einem Text deutsche Wörter unterstreichen sollte, welche seiner Meinung nach eine arabische Abstammung haben. Dadurch wurde deutlich, dass Aussagen wie „Ausländer müssen erst die deutsche Sprache beherrschen, bevor sie sich in Deutschland integrieren können“ völlig sinnlos sind. Die deutsche Sprache und deutsche Kultur ist nicht „rein“ deutsch, sondern stammt auch von anderen Sprachen oder Traditionen ab. Damit sind sich alle Menschen näher als man denkt. Deutsch ist also nicht gleich Deutsch. Deutschland ist Multi-Kulti.

Abschließend zeigte Ali Can einen Kurzfilm, in dem er mit Weihnachtsmütze und Schokolade auf einer Pegida-Demonstration unterwegs war. Ali Can selbst ist türkischer Abstammung, was man ihm äußerlich auch ansieht. Als Person mit Migrationshintergrund auf eine Demonstration zu gehen, wo ausländerfeindliche Menschen gegen Flüchtlinge demonstrieren, muss man sich erst einmal trauen.

In dem Film verteilt er Schokolade und interviewt verschiedene Teilnehmer der Demonstration. Beispielsweise fragt er, was denn wäre, wenn eine Muslima sich an alle Grundgesetze halten würde – ob sie dann doch noch Probleme mit ihr hätten. Es kam so rüber, als ob die Pegida-Demonstranten immer der Meinung wären, dass sich sämtliche Ausländer nicht an Gesetze halten könnten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Leute freundlicher wirkten als manch einer von uns vorher gedacht hatte. Ob dies aufgrund der Kamera nur gespielt war, wage ich zu bezweifeln. Natürlich gibt es auch extremere Pegida-Anhänger, doch sicherlich auch andere, welche außerhalb der Gedankengänge über Flüchtlinge/Ausländer „normale“ Ansichten vertreten.

Lockere Stimmung vor der Präsentation der Workshopbeiträge.

Durch diesen Workshop hat man gelernt, nicht jede Person sofort in eine Schublade zu schieben oder Vorurteile gegenüber anderen zu haben. Zwar ist das Einordnen in Schubladen an sich nicht schlecht, man muss aber in der Lage sein, die Schubladen zu verschieben oder auch Personen in andere Schublade zu verschieben.

Mir persönlich hat dieser Jugendpolitiktag sehr gut gefallen; er hat mein Denken über Extremismus und das Denken über Menschen mit anderen Ansichten verändert. Erste Eindrücke machen viel aus, aber es ist wichtig, diese Eindrücke auch ändern zu können.

 (Sally Jo Hartmann, Jahrgangsstufe 11)

Hier ein Gespräch mit Ali Can, dem Gründer der „Hotline für besorgte Bürger“,  in der ARD-Tagesschau.

„Schau hin! Setze ein Zeichen gegen Extremismus“ darum geht es beim JugendpolitikTag in Köln.

Eindrücke vom Workshop NO HATE SPEECH

In der Gruppe sprachen wir gemeinsam mit Sarah Keil über die Definition von No Hate Speech und diskutierten sehr lange in der Gruppe darüber. In eingeteilten Kleingruppen arbeiteten wir an selbsterstellten Kampagnen zu dem Thema, zudem über das Mobbing im Internet und in Online-Spielen.

Sarah Keil engagiert sich beim „No Hate Speech Movement“ und damit gegen Hass und Hetze im Netz.

Wir sprachen über Richtlinien im Internet, ob Hate Speech im Internet erlaubt ist und wie wir dazu stehen. Ich fand den Jugendpolitiktag abwechslungsreich; fast alle Themenbereiche haben mich sehr interessiert. Meinen Workshop habe ich deswegen gewählt, weil das Thema in unserer Gesellschaft sehr wichtig ist und viele Leute darüber informiert werden sollten. Wir sind die Generation, die viel mit Medien zu tun hat; aus diesem Grund dürfen wir nicht wegschauen. Zudem finde ich es sehr gut, dass wir unsere persönliche Meinung ganz offen präsentieren durften und alles sehr harmonisch verlief. Es wurde jedem Einzelnen zugehört und man konnte sehr viel aus dem Workshop mitnehmen.

Ich persönlich empfehle jedem, sich einmal mit dem Thema zu beschäftigen, nicht wegzugucken, wenn er blöde Kommentare liest, sondern zu handeln.

Mehr Information zum Thema No Hate Speech.

(Eva Anders, Jahrgangsstufe 11)

 

Video eines Slams mit unserer Gruppe im Publikum

Alle Fotos und weitere Informationen des Veranstalters zum Jugendpolitiktag in Köln