Teil 1 der Artikel-Serie: Wieso ist die Montessori-Pädagogik noch aktuell?

Anlässlich des 150. Geburtstags von Maria Montessori erscheint unsere Artikelserie, in der wir auf wesentliche Aspekte der Montessori-Pädagogik aufmerksam machen, die auch im 21. Jahrhundert als äußerst zeitgemäß erscheinen.

Teil 1: Lernen als eigenaktiver Prozess

Was heißt das? Montessoris Grundgedanke hört sich beinahe trivial an; die Praxis zeigt, dass er es nicht ist: Lernen ist ein eigenaktiver Vorgang, der von einem Individuum ausgeht. Dieser Vorgang ist dann erfolgreich, wenn das Kind Interesse an dem hat, was es lernt, und es sich in größtmöglicher Freiheit arbeitend mit der Welt auseinandersetzen und lernen kann. Das Kind ist dann „Meister seiner selbst“, wenn es wirklich lernt und arbeitet. Zugleich ist das Kind aber natürlich erziehungsbedürftig. Es bleibt auf den Erwachsenen angewiesen. Die berühmte Forderung des Kindes „„Hilf mir, es allein zu tun!“ vermittelt hier: Schaffe eine Umgebung, in der ich mich gerne arbeitend mit der Welt auseinandersetze und mich als Person entwickle!

Maria Montessori: „Alle Psychologen sind sich darin einig, dass es nur eine ideale Form des Unterrichtens gibt: bei dem Schüler tiefstes Interesse und dadurch lebhafte und andauernde Aufmerksamkeit zu wecken. Nur darauf kommt es an: die innere Kraft des Kindes für seine Bildung zu nutzen.“

Wieso ist das zeitgemäß?

Wir benötigen mehr denn je lebenslang Lernende, die eigenaktiv und selbstbestimmt in der Lage sind, sich in einer sich schnell verändernden Welt zu orientieren. Im „Erdkinderplan“ (1939/1948) weist Montessori darauf hin, wie wichtig die Anpassungsfähigkeit geworden ist. Keineswegs meint sie damit Stromlinienförmigkeit. Berufe, gesellschaftliche Verhältnisse, Technologien ändern sich: „Wir haben jene ‚Sicherheit‘ der alten Zeit verloren. Jene Zeit ist vorüber, wo der Beruf sich ungestört vom Vater auf den Sohn vererbte.“ Eine starke Person ist anpassungsfähig, weil ihr nicht alles passiv vorgekaut wurde, sondern sie gelernt hat, sich frei und selbstbestimmt in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt in eine von ihr selbst gewählte Richtung zu entwickeln. So ist es zu verstehen, dass für Montessori der „einzige sichere Führer der Erziehung darin besteht, die Personalität der Kinder zu fördern“.

Was bedeutet das für Schloss Hagerhof?

Die Kinder der 5. und 6. Klasse starten in den ersten beiden Stunden mit Freier Arbeit, in der sie Materialien/Themen, Lernpartner, Zeit und Ort des Lernens innerhalb einer vorbereiteten Umgebung selbst bestimmen. In der Mittelstufe schließen sich fächerverbindende Projekte an, die einen Rahmen geben, in dem die Kinder individuelle Schwerpunkte bilden können. Alle unsere Lehrerinnen und Lehrer verfügen über eine Montessori-Ausbildung und leben somit durchgängig – auch in der Oberstufe – eine andere Lehrerrolle als an traditionellen Schulen: Nicht länger sind sie Belehrende, die eng strukturiert einen Unterricht im gleichförmigen Takt gestalten und Stoff vermitteln, sondern sie arrangieren in allen Jahrgangsstufen eine Lernumgebung, die das Interesse von Kindern und Jugendlichen an eigenaktiver Arbeit und Auseinandersetzung weckt.

Weitere Informationen dazu erhalten Sie unter den folgenden Links:

www.hagerhof.de/handeln/lernen-arbeiten/lernformen/ 

www.hagerhof.de/handeln/lernen-arbeiten/projekte/

Dr. Sven Neufert 

 

Alle Themen unserer Artikel-Serie „Wieso ist die Montessori-Pädagogik noch aktuell?“: